Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

Die Schlacht bei Brzezany 
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und Knäuel aufgelöst, hielten die Türken mit Bajonett und Landgranate 
im Trichterland stand und schlugen den erschöpften, vom Feuer der Abwehr- 
batterien zerschlagenen Gegner vor Sonnenuntergang wieder aus den er¬ 
oberten Linien. Lüben und drüben wurde mit furchtbarer Erbitterung ge¬ 
kämpft. Türke und Russe gaben einander kein Quartier. Die preußische 
15. Reservedivision hielt die Obreczowa mit zwei Regimentern besetzt, 
als General Bjekewitsch eine allrussische und eine sibirische Division des 
XXXIV. Korps unter denr Befehl Skoropadkis gegen sie vorschickte. 
General Skoropadki bildete dicke Sturmkolonnen und brach nach blutigem 
Ringen in die deutsche Linie, aber als der Angreifer im zweiten Kampf¬ 
graben Atem schöpfte, fiel Vergeltungsfeuer aus großem und kleinem Gewehr 
auf seine gelichteten, verwirrten Scharen und peitschte sie unter fürchterlichen 
Verlusten rückwärts. Da fühtte Skoropadki seine dritte Division heran 
und befahl der Artillerie die preußische Linie noch einmal in Grund und 
Boden zu stampfen, um am Nachmittag den Sturm zu erneuern. Es kam 
zu rückwärts strudelndem Gemenge. Die Trümmer der Reserveregimenter 
69 und 17, die hier auf sich gestellt mit sechsfacher Übermacht rangen, klam- 
metten sich trotzig an den zerwühlten Lang. Sie kümmetten sich nicht darum, 
daß sie aufgelöst und abgeschnitten der Ehre längst genug getan hatten, 
sondern feuerten nach allen Seiten in die flutenden Massen, bis der Angreifer 
verwirrt und zusammenhanglos im eroberten Gelände Deckung suchte. Da 
rief der Führer der 15. Reservedivision, Generalleutnant Limbourg, seine 
einzige Reserve, zwei schwache Bataillone, zum Gegenangriff und warf 
den Feind gegen Abend in einem einzigen Anlauf aus der Tiefenzone. In 
Auflösung fluteten die Russen die Länge der Obreczowa hinab, um sich 
im Dunkel zu bergen. 
Noch gewaltiger war der Ansturm in der Zlota-Lipamulde und auf 
der Lysonia. Lier hatte Bjekewitsch das VII. sibirische und das 
XXXXI. Korps aufgestellt, über 80 Bataillone opferwilliger Kämpfer, 
die sich im Zentrum der Front, zwischen Podhajce und Kozowa zum An¬ 
griff entwickelten und die Stellungen der 24. Reservedivision und des k. und 
k. XXVI. Korps von 10 Ahr morgens bis in die Nacht berannten. Die 
Sachsen standen, drei Regimenter stark, zu beiden Seiten der Zlota Lipa 
aus der Dzikei Lany, im Flußtal und auf der Lysonia eingegraben. Die 
Wucht des russischen Trommelfeuers hatte ihre Stellungen in ein Trichter¬ 
feld verwandelt, die Buchen der Lysonia zerfetzt, die Länge abgekämmt, 
die Stollen verschüttet und die Blockhäuser zerstört. Generalleutnant 
».Morgenstern war sich des Ernstes der Lage wohl bewußt. Seine drei,Regi¬ 
menter kämpften auf beiden Äsern mit eingebogenen Flügeln am Brech¬ 
punkt der bestürmten Front. Wurden sie umfaßt und geworfen, so sprang 
das Zlota-Lipatal aus und der Weg nach Brzezany lag frei. Auch der 
Russe kannte den Angriffspreis. General Landowfty führte das VII. sibi-
	        
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