Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

Die Schlacht bei Brzezany 373 
flandrische Front stierköpfig zu berennen anfing und unter Eisenlasten zu 
begraben drohte. 
Als der Russe antrat, war alles bereit. 
Bothmer, dem der stärkste Angriff galt, hatte schon am 25. Juni eine 
größere Erkundung vorgenommen, die Bereitschaft des Feindes festgestellt 
und war auf einen Doppelangriff gefaßt. Die größte Gefahr drohte 
südöstlich von Brzezany, wo der Feind über gute Bahnen und Straßen 
verfügte und auf beiden Äsern der Zlota Lipa Fuß gefaßt hatte. Auch 
Boehm-Ermolli machte sich zu schwerer Schlacht fertig. Seit der Russe 
sich Zalosces und Zborows bemächtigt hatte, bedrohte er den rechten 
Flüge! der k. und k. 2. Armee so stark, daß man mit einem Angriff auf 
Zloczow rechnen mußte. Aufsteigende Flieger, die sich kühn durch die Ge¬ 
witterböen schraubten und bis Tarnopol gelangten, erkannten am 28. Juni 
die Größe der drohenden Gefahr. Der russische Leerwurm war in voller 
Bewegung. 
Am 29. Juni steigerte sich das Geschühfeuer plötzlich zu furchtbarer 
Gewalt. Bis weit ins Hinterland spritzte die Saat. Die Zlota-Lipa- 
brücken, die Orte Brzezany, Arman und Adamowka wurden durch Steil¬ 
feuer heimgesucht, die bewaldete Löhe der Lysonia, die Brzezany gegen 
Südosten deckt, von schweren Batterien zerhackt, die Lochfläche von Ko- 
niuchy und das Strypatal bei Arlow in Trichterfelder verwandelt. Von 
der Mündung der Rarajowka bis zur Graberka ergoß sich der Feuerregen, 
von Sokal im Norden und von Stanislau im Süden kam verwirrende 
Kunde über drohende Angriffe. Doch nicht dort, sondern bei Brzezany 
sollten die Würfel rollen. Am 6 Ahr abends griffen die Russen zu Gas¬ 
granaten. Lage um Lage spie giftige Schwaden aus, Flügelminen fielen 
in die berstenden Gräben. Die Natur stellte sich auf die Seite der Angreifer. 
Schwüle Litze brütete über dem Schlachtfeld. Die Luft flimmerte, Gas- 
und Rauchschwaden klebten bleiern in den flachen Mulden, krochen den 
Flußläufen entlang und zogen träg um die waldigen Löhen. Der Gastod 
ging um. Als es dunkelte, begannen schwere Kaliber die Stellungen voll¬ 
ends zu zerfetzen und trugen eiserne Botschaft ins Linterland. 
Die Verteidiger machten sich auf nächtliche Stürme gefaßt. Aber 
der Russe kam nicht; er ließ das Feuer in der Nacht einschlafen und er¬ 
neuerte in der Frühe des 30. Juni die Beschießung. Nun zog er die letzten 
Register. Eisenbahngeschütze von 30 cm Kaliber zerschlugen die stärksten 
Stellungen. Brzezany stand in Hellen Flammen und erleuchtete den schwülen 
wolkenverhangenen Tag mit roten Gluten. Rauch- und Nebelbomben 
verqualmten die Mulden und entzogen den Verteidigern den Anblick des 
Feindes. Bothmer erkannte, daß der Lauptstoß auf Brzezany zielte und der 
Angriff von Zborow bis zur Narajowka klafterte. Es blieb nichts übrig, 
als ihn stoisch zu erwarten.
	        
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