Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

Die Reise nach Lomburg 
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Cambon bittet den Prinzen, dem Kaiser im Namen der Regierung der fran¬ 
zösischen Republik für die Sympathien zu danken, die der Monarch Frank- 
reich und den französischen Armeen bekundet habe. Ob Kaiser Karl von 
Österreich die französische Höflichkeit zu schätzen wußte, als sein Schwager 
ihm den Dank Frankreichs übermittelte, oder darin gallische Ironie erblickte, 
ist sein eigenstes Geheimnis geblieben. 
Die Reise nach Lomburg 
Während der Vourbone sich in Paris rührte, um das Laus Österreich 
zu retten und einen Sonderfrieden einzufädeln, versuchte Karl, sich den Weg 
zum Landein frei zu machen, indem er den Deutschen Kaiser für den Ver¬ 
zicht auf Elsaß-Lothringen zu gewinnen suchte. Das war der Zweck der 
von Ribot beargwohnten Lomburger Reise. Karl traf am 3. April, zehn 
Tage nach der Unterredung in Laxenburg und der Absendung des Bittbriefes 
um Frieden, mit Czernin und dem Nachfolger Conrad v. Lötzendorfs, 
Generalstabschef v.Arz, in Lomburg ein, wo Kaiser Wilhelm seit der Über¬ 
siedlung des Lauptquartiers aus dem Osten nach dem Westen sein Loflager 
aufgeschlagen hatte. Kaiser Wilhelm empfing seinen Bundesgenossen, um¬ 
geben von Bethmann Lollweg, Lindenburg und Ludendorff. Der diplo¬ 
matische Kampf um Elsaß-Lothringen begann. Karl erfüllte die Zusage, 
die er dem Prinzen Sixtus und dem Präsidenten Poincar4 gegeben hatte, 
und suchte Kaiser Wilhelm für die Abtretung der Reichslande an Frank¬ 
reich zu gewinnen. Anterdessen ratschlagten Lindenburg und Ludendorff 
mit Arz v. Straußenburg über die militärische Lage. Die deutsche Leeres¬ 
leitung urteilte über die Lage ernst, aber zuversichtlich. Dagegen erklärte 
General v. Arz, die Armeen Osterreich-Angarns könnten nur noch bis zum 
Winter kämpfen. 
Da trat der Reichskanzler, der inzwischen mit Czernin verhandelt hatte, 
an Ludendorff heran und fragte ihn, ob er den Zeitpunkt für einen Friedens¬ 
schritt gekommen erachte. Ludendorff antwortete, daß man unmittelbar vor 
einer großen Kraftanstrengung der Entente stünde, und daß er daher den 
Zeitpunkt zur Einleitung von Friedensschritten nicht für günstig halte. Weder 
Bethmann noch Ludendorff wußten in diesem Augenblick, daß Kaiser Karl 
bereits in London und Paris geheime Anterhandlungen pflog. Als Czernin 
kurz darauf in gemeinsamer Sitzung vorschlug, Deutschland sollte Elsaß- 
Lothringen an Frankreich abtreten, war dies nichts anderes als die Aus¬ 
führung des von Karl eMworsenen und von den» Grafen gebilligten, mit 
dem Prinzen Sixtus vereinbarten Programms. Am Österreichs Opfer¬ 
willigkeit zu beweisen, erklärte Czernin sich bereit, Galizien mit Polen zu ver¬ 
einigen und für Angliederung dieses Staatsgebildes an Deutschland ein-
	        
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