Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

292 Die allgemeine politische Lage um die Jahreswende 191g 
erwägen. Der italienische Minister bezeichnete das Angebot schon am 
18.Dezember als einen hinterlistigen Schritt Deutschlands, dem dieAlliierten 
nur vollkommene Einheit im Denken und wandeln entgegenstellen dürften. 
Während die Tribünen der Entente von Worten der Ablehnung wider¬ 
hallten, brachten die Kanzleien die gemeinsame Antwort zu Papier, die den 
Botschaftern und Gesandten der Vereinigten Staaten von Amerika, Spaniens 
und der Schweiz am 30. Dezember von Briand übergeben wurde. In dieser 
Note kehrte die Kennzeichnung des Angebotes als „Kriegsmanöver" wieder. 
Man schob Deutschland noch einmal die Verantwortung für die Entfesselung 
des Krieges zu, hob noch einmal hervor, daß die Entente „für die Verteidi- 
gung der menschlichen Freiheiten" kämpfe und erklärte, der Friedensvorschlag 
beabsichtigte „im voraus neue Verbrechen, den Anterseebootkrieg, Depor¬ 
tationen, Zwangsarbeit und gewaltsame Anwerbung von Staatsangehörigen 
gegen ihr eigenes Land und Neutralitätsverletzungen zu rechtfertigen". 
Die Mächte, die das Friedensangebot Deutschlands und seiner Ver¬ 
bündeten als Kriegsmanöver bezeichneten, gaben in diesem Schriftstück zu 
erkennen, daß sie die diplomatische Waffe zu Kriegszwecken besser zu führen 
wußten als Deutschland. Sie stellten dem Deutschen darin Falle über Falle. 
Trotzdem blieb ein ungelöster Bodensatz in dem Becher zurück, den sie mit 
so großem Geschick gemischt hatten. Die verhaltene Friedenssehnsucht ihrer 
Völker ließ sich nicht mehr lange bannen, wenn kein neuer kriegerischer Auf¬ 
schwung Platz griff. Doch danach fragten die Gewaltigen nicht, die den 
Machtwillen ihrer Staaten verkörperten. Sie hatten das Friedensangebot 
abgelehnt und die Entwicklung unter das Schwert und den Äunger gebeugt. 
Auch eine Schuld 
Das Friedensangebot war in einem Augenblick ergangen, der beiden 
Lagern den Eintritt in Verhandlungen erlaubte, da sich eine neue strategische 
Schwebelage herausgebildet hatte und die Fortsetzung der Feindseligkeiten 
die Probleme, die dem Kriege zugrunde lagen, eher vermehrte als verminderte. 
Trotzdem hatte Deutschlands Versuch von vornherein nur geringe Aus¬ 
sicht auf Erfolg. Dazu war der Friedensvorschlag stofflich zu arm und zu 
sehr aus die Erhaltung der Stimmung im eigenen Lande gerichtet, auf die 
man sorgfältig Rücksicht nehmen mußte, um den Krieg fortsetzen zu können, 
wenn die Feinde die dargebotene Land ausschlugen. Mit dem Fluche dieses 
Kompromisses beschwert, fiel der Pfeil kraftlos zu Boden, während die 
Feinde ihr Geschoß mit voller Schwungkraft entsendeten. 
And dennoch ist das Scheitern dieses Versuches, den Krieg vor Beginn 
des Jahres 1917 zu beenden, nicht nur Deutschland und den Verbündeten 
Deutschlands, sondern auch der Entente und nicht zuletzt den neutralen Mächten
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.