Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

272 Der Seekrieg vom 24.Febr. 1915 bis 22.Dez. 1916 
Da Scheer sofort wieder auf Südostkurs gegangen war und sich allmählich 
der jütländischen Küste näherte, stieß Beatty ins Leere. Die Gegner sahen 
sich nicht wieder. 
Die deutsche Macht suchte Anlehnung an Horns Riff, die britische 
blieb auf dem siüssigen Felde geteilt. Beatty wendete nach seinem Luft¬ 
stoß, der ihn um 4 Ahr 45 Minuten, also schon im ersten Tagesschein, bis 
über den 55. Breitegrad geführt hatte, wieder nach Norden. Jellicoe 
kreuzte unschlüssig an der dänischen Nordwestküste. Deutsche Luftschiffe, 
die anr 1. Juni zur Aufklärung aufstiegen, erblickten an der Nordwestküste 
Dänemarks Jellicoes Linienschiffe, dahinter in der Jammerbucht zahl¬ 
reiche Kreuzer und Zerstörer, und sichteten eine zweite Gruppe, Sir Evans 
Schlachtschiffe und Beattys Panzerkreuzer, nordwestlich von Helgoland 
auf der Linie Terschelling—Horns Riff. Die vor der Jammerbucht kreuzende 
Flotte erwehrte sich des bombenwerfenden Luftschiffes und angreifender 
Torpedoboote und drängte die Boote durch das Skagerrak in die Ostsee 
ab, die im Süden gesichteten Geschwader steuerten mit hoher Fahrt nach 
Norden. Da die Wolkendecke 1200—800 Meter tief auf die See herab¬ 
hing, waren die niedrig fliegenden Zeppeline schwerem Feuer ausgesetzt. 
Sie gaben daher die Fühlung mit dem Feinde auf und wendeten nach 
Süden. Dichter Dunst überzog die graue See. Die letzten Schüsse verhallten. 
Admiral Scheer beschloß, seine Geschwader von Horns Riff heimzu¬ 
führen. Auf dem Tagesmarsch stieß „Ostfriesland" auf eine frisch gelegte 
Mine, nahm aber keinen großen Schaden. Flieger begleiteten die Flotte 
auf dem Rückmarsch und warnten sie vor lauernden englischen Tauchbooten, 
die vergeblich angriffen. Als letztes Schiff kehrte der Panzerkreuzer 
„Seydlitz" aus der Schlacht zurück. Er lief am Abend mit 7000 Tonnen 
Wasser im zerschmetterten Vorschiff in die Jade ein. 
Die deutschen II-Boote, die vor Terschelling lagen, waren nicht zum 
Schuß gekommen. Auch die Boote, die vor den englischen Flußmündungen 
kreuzten, fanden keine Gelegenhest, große Schiffe anzugreifen. Ein Tauch¬ 
boot streute vor den Orkneyinseln Minen, um Jellicoes Rückmarsch zu er¬ 
schweren. Sie waren nicht umsonst gelegt und zogen den nach der Schlacht 
ausgelaufenen Kreuzer „Hampshire", der den Feldmarschall Kitchener 
und seinen Stab nach Archangelsk bringen sollte, am 5. Juni als letztes, 
größtes Opfer in die Tiefe. 
Betrachtungen zur Seeschlacht am Skagerrak 
Die Schlacht vor dem Skagerrak, von den Engländern Schlacht bei 
Jütland genannt, ragt als die größte moderne Seeschlacht aus den Annalen 
des größten Krieges. Sie ist von Scheer gesucht, von Beatty aufgenommen
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.