Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

Die Seeschlacht am Skagerrak 
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Von drei Seiten schlug Jellicoes Feuer in die deutsche Linie, die spitz gegen 
die Mitte der britischen Schlachtordnung anlief. Von Norden schoß das 
Geschwader Sir Evan Thomas, das Beattys Rückzug gedeckt hatte, und von 
Nordosten und Osten schossen die Linienschiffe Jellicoes, deren lange Linie 
den ganzen östlichen Horizont mit Feuerstrahlen färbte und den deutschen 
Linienkopf mit den schwersten Kalibern überschüttete. 
Die Deutschen befanden sich in ernster Lage. Dem Feuer, das Thomas 
von Norden unterhielt, konnten die parallellaufenden Schiffe Scheers ihre 
Breitseiten entgegensetzen, aber der Beschießung ihrer Spitze durch das 
Kreuzfeuer Jellicoes standen sie ohnmächtig gegenüber. Wollten sie sich der 
vor ihre Spitze gelegten Schranke entwinden und ihre Geschütze zum Tragen 
bringen, so mußten sie sich zu einer vollen Wendung entschließen. Das war 
mitten im Gefecht und vom Feinde in die unterlegene Stellung gezwungen, 
ein gefährliches Manöver. Rauch, Dunst und Dämmerung verschütteten 
das flüssige Feld, der Gegner stand im Osten vor dem dichteren Dunkel, das 
seine Amriffe verschlang, während die deutschen Schiffe sich jetzt vom helleren 
westlichen Lorizont schärfer abhoben. 
Bevor Scheer den Befehl zu der kühnen Gefechtswendung geben konnte, 
brachen britische Kreuzer aus Norden gegen den noch immer schwimmenden 
Kreuzer „Wiesbaden" und Boedickers leichte Kräfte vor, um sie zu ver¬ 
nichten. Das Geschwader, das plötzlich aus Norden vorbrach, war das 
III. Panzerkreuzer-Geschwader. Es bestand aus „Jnvincible", „Defence", 
„Blackprince" und „Warrior" und folgte der Flagge des Konteradmirals 
Äorace Lood. Admiral Lood griff ungestüm an, geriet aber zwischen die 
Linien der großen Flotten und wurde von Lippers und Scheers Breitseiten 
im Vorübergehen zugrunde gerichtet. „Defence" und „Blackprince" ver¬ 
sanken auf der Stelle, „Warrior" und „Jnvincible" wendeten nach 
kurzem Anlauf und schleppten sich, bis zuletzt aus ihren Leckgeschützen 
feuernd, todwund hinter die eigenen Linien. Sie brannten aus allen Türmen 
und gingen bald darauf verloren. Lorace Lood folgte seiner Flagge in 
die Tiefe. 
Anterdessen schwentte Scheer kehtt und ging auf Gegenkurs. Es war 
die höchste Zeit, denn seine gestaute Spitze hatte unter Jellicoes konzentrischem 
Feuer schon hatt gelitten. Lippers Panzettreuzer, die sich vor Scheers 
schwere Schiffe gesetzt hatten, gerieten in schwerste Bedrängnis. Als Lipper 
nach Süden aufdampfte, bekamen die Torpedoboote, die dem Feinde ab- 
gekehtt, von der eigenen Flotte eingekrempelt lagen, Lust und stießen während 
des Amlegens der Linie aus dem Feuerlee zum Angriff gegen Jellicoes vor¬ 
überziehende Linie vor. 
Mit 24 schweren Schlachtschiffen stand der Brite in der Front. Wie 
an der Schnur gezogen, rauschten sie feuersprühend in leichtgeschwungenem 
Bogen nach Süden. Die Flagge des Admirals Iellicoe wehte auf dem Riesen-
	        
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