Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

266 Der Seekrieg vom 24.Febr. 1915 bis 22.Dez. 1916 
In klebenden Rauch gehüllt, der vom Abenddunst auf der Meeresfläche 
festgehalten wurde, wanderte die Verfolgung zuerst nach Nordwesten, dann 
nach Norden, zuletzt nach Nordosten, wohin der britische Admiral seine 
Schiffe in westgeschwungenem Bogen vom Feind absteuerte, um Iellicoe 
das Angriffsfeld zu öffnen. Pulverschwaden, Rauchwolken und Wasser- 
dünste wallten und rollten in dichtem Knäuel über die dämmernde See und 
deckten die Bewegungen der englischen Schiffe. Der Wind war umgesprungen 
und blies aus Südwesten, die Dämmerung war stärker geworden. Allmählich 
verschwanden die Amrisse der Engländer im wogenden Qualm, aus dem nur 
noch die Feuerschläge ihrer Salven zuckten. Kipper folgte ihnen auf dem 
inneren Bogen. 
Als Konteradmiral Boedicker heftig nachdrängte, um die Verbindung 
mst dem nach Nordosten ausweichenden Feind auftechtzuerhalten, brachen 
plötzlich schwere Lagen über ihn herein. Große Schiffsleiber tauchten im 
Mündungsfeuer auf und drängten gegen den Verfolger vor. Boedicker riß 
sich hurtig vom Feinde los, schnellte seine Torpedos ab, drehte und suchte 
unter dem Schutze künstlichen Nebels Anschluß an die Hauptmacht. Trotz¬ 
dem wurden Boedickers leichte Kreuzer von dem feindlichen Feuer gefaßt und 
übel zerschlagen. „Pillau" erhielt schwere Treffer, „Wiesbaden" blieb ver¬ 
krüppelt liegen. Opferwillig warfen sich die Torpedoboote ins Gefecht, um 
die Kreuzer zu retten, aber auch sie wurden vom Schnellfeuer großer Schiffe 
empfangen, die drohend aus Rauch- und Pulverschwaden tauchten, um so¬ 
fort wieder in ihnen zu verschwinden. Aus Osten, Nordosten, Norden und 
Nordwesten brüllte englisches Geschütz. Zugleich warfen sich brstische leichte 
Kräfte auf Boedickers verwundete Kreuzer und suchten ihnen den Todesstoß 
zu geben. Die Verfolgung Beattys endete in schwerer Verstrickung. 
Die deutschen Linienschiffsgeschwader liefen um diese Zeit noch hinter 
Kippers Panzerkreuzern nach Norden. Als Admiral Scheer die Meldung 
vom Auftauchen neuer Schiffe und dem Zusammenbruch des Kreuzers „Wies¬ 
baden" erhielt, wendete er zwei Striche nach Backbord, um näher an die be¬ 
drängte Vorhut heranzukommen und Boedicker herauszuhauen. Kurz darauf 
meldeten seine vorausjagenden Zerstörer, daß sie auf mehr als 20 feindliche 
Linienschiffe mit südöstlichem Kurs gestoßen seien. Kaum war die Meldung 
an Bord des Flaggschiffes „Friedrich der Große" aufgefangen worden, so 
schossen aus der Qualmwand, die sich rings um die kämpfenden Schiffe ge¬ 
bildet hatte, im Norden, Nordosten und Osten unzählige Feuerstrahlen auf. 
Sie verkündeten, daß die britische Armada dem Gegner den Vorteil ab¬ 
gewonnen hatte und nun mit versammelter Macht in die Schlacht eingriff. 
Iellicoe hatte Beattys zerschossenes Kreuzergeschwader vor der Ver¬ 
nichtung bewahrt, das taktische Manöver, das der britische Kreuzerführer 
angewandt hatte, um die deutsche Flotte den Breitseiten der englischen Linie 
auszusetzen, geschickt aufgenommen und zur Amkreisung Scheers ausgestaltet.
	        
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