Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

Woodrow Wilson und der Kampf um den V-Bootkrieg 253 
möglichst großen Tauchbootflotte zu setzen, um so bald als möglich zum Ver¬ 
zweiflungskampf bereit zu sein. 
Das heilige Feuer, das nach Weddigens Tat auflodette, brannte nur 
auf den Altären vaterländischer Begeisterung mit Heller Flamme. Die 
Effen, in denen die I7-Boote geschmiedet wurden, warfen schwache Glm. 
Die Marine war mit der Fettigstellung im Bau zurückgebliebener Linien¬ 
schiffe und Schlachtkreuzer und mit derErzeugung ungezählterMinenschiffe be¬ 
schäftigt und gelangte nicht dazu, große Serien von Unterseebooten zu bauen. 
Als Deutschland im Vorfrühling 1915 die Blockade Englands ver¬ 
kündete, verfügte die deutsche Marine in der Nordsee nur über 23, in der 
Ostsee nur über 7 Äochseeboote; dazu kamen 33 kleine Kanalboote, die an 
der flandrischen Küste tätig warem Das war alles. Wohl waren noch 
42 große Boote in Bau gegeben, aber auch diese Zahl genügte nicht, ein 
Unternehmen von so großem militärischem Amfang und so gefährlicher 
politischer Tragweite einzuleiten, konnte doch stets nur ein Drittel der ver- 
wendungsfähigen Boote am Feinde sein. Trotzdem gelang es der vor¬ 
bildlichen Tüchtigkeft der Bootführer und ihrer Besatzungen, ansehnliche 
Ergebnisse zu erzielen. Binnen zehn Wochen wurden 100 englische Handels¬ 
schiffe mft einem Gehalt von 160 000 Tonnen versenkt. Da sprengte ein 
schicksalschwerer Torpedoschuß den 17-Bootkrieg selbst in die Luft. 
Woodrow Wilson und der Kampf um den 0-Bootkrieg 
Am 7. Mai nähette sich der irischen Küste von Westen die „Lusitania", 
ein englischer Passagierdampfer von 31 500 Registettonnen, der auf dieser 
Fahtt 2000 Menschen und viele Millionenwette über den Ozean trug. 
Die „Lusitania" hatte Neuyork am 1. Mai verlassen. Obwohl einige Tage 
vorher in Neuyorker Tageszeitungen eine Anzeige der deutschen Botschaft 
erschienen war, die vor Benutzung britischer oder alliietter Schiffe zur Aber- 
fahtt nach England warnte, befanden sich über hundett amerikanische Bürger 
an Bord des schnellen Schiffes. Die „Lusitania" durchmaß ungefährdet 
den Ozean und erschien am 7. Mai nachmittags mft kahlem Flaggenmast 
im Angesicht der wischen Küste. Die See lag ruhig, die Kapelle spielte, 
der Rauchstreifen eines brftischen Zerstörers zerfloß am Äorizont. Da 
was kurz nach 3 Ahr ein Torpedo die Steuerbordsefte und schlug dem Schiff 
eine tödliche Wunde. Es sank nach kurzem Todeskampf und riß 1500 Men¬ 
schen in die Tiefe. 
Die Kunde vom Amergang der „Lusitania" erschüttette die ganze Welt. 
Die Bewegung in England und Amerika war ungeheuer. Die tragische 
Sinnfälligkeft der Katastrophe wirkte so statt auf die Gemüter, daß die 
deutsche Seekriegführung überall als barbarisch empfunden wurde. Die 
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