Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

246 Der Feldzug rm Westen vom 29.Aug. 1916 bis 26. Jan. 19 i 7 
Stoß mit tödlicher Sicherheit zu führen. Die kurzen Wintertage erschweren 
die Beobachtung. Die Maasnebel, die Bras und Vacherauville einhüllen 
und in den Lohlwegen des Pfefferrückens und auf der C6te de Talou lagern, 
sind wohl zu Vorbereitungen, aber nicht zur Ausführung des Sturmes will¬ 
kommen, denn der Deutsche hat seit dem Verluste Douaumonts unermüdlich 
geschanzt und das Stellungsnetz am Pfefferrücken, im Laudromontwald, 
im Chauffourwald, im Lassoulegehölz und auf den Löhen von Bezonvaux und 
Louvemont bis zur Chambrettes-Ferme ausgebaut, um einem neuen Überfall 
zu begegnen. Der Deutsche hält trotz dem Druck, der unverkennbar auf 
ihm lastet, auch diesmal nur wenige Bataillone in der Kampflinie. Das 
schmale, nach der Tiefe gestreckte Schlachtfeld zwingt ihn, die Masse seiner 
Divisionen in der Nordwoevre unterzubringen. Dort sind sie dem Grauen 
entzogen, das von der verseuchten, im Moder erstickenden, von der feind- 
lichen Artillerie beherrschten Walstatt ausgeht und Kraft und Nerven 
zerfrißt. 
Das Martyrium der deutschen Westfront ist an der Somme und vor 
Verdun so groß geworden, daß die Kämpfer darunter zusammenzubrechen 
drohen. Entbehrungen zehren am Mark der Truppen. Ihre seelische Kraft 
ist im Schwinden. Deutschlands Ernte ist mißraten und die Blockade wird zur 
Erdrosselung. Das deutsche Volk nährt sich von Steckrüben, und das deutsche 
Leer kämpft mit dem Lungergespenst im Nacken seinen dritten Winter¬ 
feldzug. In der fruchtbaren Walachei ist davon nichts zu spüren. Dort 
stürmt der Deutsche von Sieg zu Sieg, aber im Westen, wo er die Ketten 
des Stellungskrieges trägt, leidet er schwer. 
Als Mangins Artillerie am 12. Dezember zum Vernichtungsschießen 
übergeht, liegen 15 Bataillone in den deutschen Kampfgräben, fünfzehn 
stehen dahinter in den Schluchten des zerrissenen Geländes und ebenso viele 
liegen am Fuß der Löhe in den Quartieren. Alle sind erschöpft von Schlagen 
und Schanzen, alle haben hier und an der Somme geblutet. Drei Tage wütet 
die Artillerieschlacht. Von Vacherauville bis Vaux wogen Pulver- und 
Gasschwaden und verschlucken das Tageslicht, das bleifarben zwischen Schnee¬ 
gewölk und dampfender Erde hängt. Als Drahthindernisse, Verhaue, Gräben 
und Stollen zerstört liegen, die deutschen Grabenkompagnien so gut wie ver¬ 
nichtet und die Bataillone in den Todesschluchten vom Gas überwältigt 
sind, greift die französische Infanterie an. 
Mangin sendet wiederum ausgeruhte, frisch aufgefüllte Truppen in 
den Kampf. Die Divisionen Passaga und Guyot de Salms, die seit der Er¬ 
oberung Douaumonts geschont worden sind, bilden den Kern der Angriffs¬ 
masse. Diese setzt sich am 15. Dezember um 10 Ahr morgens, 6 Divisionen 
stark hinter der Feuerwalze ihrer Artillerie in Bewegung. Die Division 
Muteau überrennt Vacherauville und bemächtigt sich des Pfefferrückens. 
Vergebens leisten Trümmer der 14. Division auf der Kahlen Erde bis zum
	        
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