Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

Die Schlacht bei Verdun 
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Der Sturm geht über leichengefüllte Gräben. Die Deutschen haben 
unter dem Feuer Nivelles entsetzlich gelitten. Alle Versuche, die Graben- 
besatzungen in der Nacht auf den 24. Oktober abzulösen, sind gescheitert. 
Der Franzose trifft den Feind im Augenblick seiner größten Schwäche. Ver¬ 
gebens reißen einzelne Offiziere alles, was noch lebt nach vorn, vergebens 
mähen ausgegrabene Maschinengewehre die ersten Sturmwogen nieder — 
der Zusammenhalt fehlt, große Lücken gähnen, gasbetäubte Stollenbesatzungen 
werden abgeschnitten, die Überraschung ist vollkommen. Die Division Guyot 
de Salins bricht in den Steinbruch von Laudromont ein, nimmt Thiaumont 
und rollt die Flankengräben bis zum Dorf Douaumont auf. Marokkaner 
und Kolonialinfanterie dringen gegen den rauchenden Trümmerklotz der 
Panzerfeste Douaumont vor. Ein Windstoß fährt in den Nebel und trägt 
ihn in die Löhe. Zum Krater ausgebrannt liegt die Trümmerstätte vor den 
keuchenden Stürmern. Aus einem zerschlagenen Turm feuert ein einsames 
Maschinengewehr. Deutsche Fernbatterien suchen den Schwall zu brechen, 
aber ihr Sperrfeuer liegt noch auf den französischen Sturmstellungen und zer¬ 
reißt die Nebenhänge von Fleury, als Guyots Infanterie Fort Douaumont 
schon an der Kehle packt. Das Bataillon Nicolai dringt über Leichen in 
die Trümmer. Als die Deutschen sich auf das Glacis von Douaumont ein- 
schießen, ist es zu spät, den Siegespreis des 25. Februar zu retten. Der letzte 
Widerstand in den Gewölben des brennenden Gehäuses ist erstickt. 
Die Division Passaga, die in der Mitte angreift, findet auf ihrem 
Sturmgang nur noch zerstreute Gegenwehr. Tot, verschüttet, zersprengt ist 
alles, was an der Eüdflanke der Bazilschlucht vor dem Caillettewald in den 
Gräben stand. Im Wald lebt noch letzter Widerstand. Einzelne Graben¬ 
besatzungen werfen sich den Jägern Passagas entgegen. LauptmannMathesius 
vom 154. Infanterieregiment sammelt die Trümmer seines Bataillons am 
Rande der Schlucht und hemmt den Vormarsch der Franzosen, bis er zu 
Tod getroffen niedersinkt. Im Kampf mit zersprengten Resten stößt Passaga 
bis zum Vauxteich durch. 
Mangins rechter Flügel ist weniger glücklich. Die Division de Larde- 
melle überrennt die Lohe Batterie, wird aber in den Schluchten und Gräben 
des Chapitrewaldes und des Chenoisgehölzes in schwere Kämpfe verstrickt 
und kommt nicht mehr vom Fleck. Zerfetzte Bataillone der 33. Reserve¬ 
division und der 50. Division verteidigen sich in den Splittergehölzen bis in 
die sinkende Nacht. 
Mangin führt Lardemelle Verstärkungen zu und sucht den linken Flügel 
des Verteidigers am Vauxberg zu umfassen. Aber dem Angriff fehlt es an 
Schwung. Deutsches Artilleriefeuer schlägt in die Schluchten von Chenois 
und bannt den Feind. In würgenden Kämpfen ringen sich die Franzosen 
am 25. Oktober an die Feste Vaux heram Da Lardemelle nicht mehr vor- 
wätts kommt, wirft Mangin die Division Andlauer in die Schlacht und ruft
	        
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