Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

242 Der Feldzug imWesten vom 29. Aug. 1916 bis 26. Jan. 1917 
Am Abend des 23. Oktober sind die deutschen Linien eingeebnet, die 
Grabenbesatzungen in die Stollen getrieben, die Reserven zersprengt, die 
Verbindungen zerrissen. Dichter Rebe! ballt sich über dem Becken von 
Verdun, steigt aus dem Maastal zur Côte Lorraine und ballt sich zu gestalt¬ 
loser Masse. Das französische Feuer gießt rote Lohe in die graue Finsternis. 
Es schweigt mitnichten, sondern wälzt sich trotz der bleiern lastenden Dunst- 
schicht weit und weiter ins Hinterland. Bis Beaumont und Ornes fliegt 
die Saat, Gas kriecht in die Schluchten und liegt dort wie Blei gebettet. 
Der Tod würgt ganze Bataillone. 
Als der 24. Oktober anbricht, liegen die Nebelschwaden so dicht um 
die Löhen, daß der Blick nicht mehr von Graben zu Graben reicht. Nivelle 
hält trotz der ungünstigen Witterung am Angriff fest. Generalissimus Ioffre 
und der Oberbefehlshaber der Zentrumsarmeen, General Pétain, sind in 
Verdun eingetroffen, um dem Angriff Mangins beizuwohnen. Frankreich 
sucht in einem festlich vorbereiteten Schlachtakt Seelenstärkung für den drohen¬ 
den Winterfeldzug. 
Die Divisionen de Lardemelle, Passaga und Guyot de Salins stehen 
sprungbereit, Andlauer und Arlabosse warten Gewehr bei Fuß. Der Ar¬ 
tillerist Nivelle baut auf die Zerstörungen seines Geschühfeuers. Er hat 
seine Batterien so kunstvoll aufgebaut, ihnen ihre Aufgabe so genau zugeteilt 
und das furchtbare Ahrwerk so meisterhaft in Gang gesetzt, daß weder Nacht 
noch Nebel, noch der überraschte Feind der Vernichtung zu steuern vermögen. 
Was das Eisen verschont, wird vom Gas zu Boden geworfen. 
Letztes Trommelfeuer brüllt in den Morgennebel. Die Dunstmaffen 
stauen sich dichter als je in den Schluchten und auf den Löhen zwischen Sou- 
ville und Douaumont. Vom französischen Granatensturm zerrissen, wogen sie 
aus und nieder, ohne zu weichen. Die deutscheAttillerie schießt unsicher zurück, 
verursacht aber dort, wo sie auf gefüllte Sturmgräben trifft, empfindliche Ver¬ 
luste. General Ancelin, Passagas erster Brigadier, fällt beim Einrücken in 
die Angriffslinie. Aber Nivelles Löllenfeuer ist stärker. Am I I Ahr ruft 
die letzte Stunde. Lunderte von Minenwerfern und Brandröhren schleudern 
ihre Ladungen in die deutschen Gräben. Die Feuerwalze rollt über den 
Chenoiswald, Thiaumont, Laudromont und Douaumont hinweg und zer¬ 
malmt die Nordhänge der Côte Lorraine. Am l 1 Ahr 40 Minuten erheben 
sich die französischen Sturmdivisionen und stürzen, von ihren Offizieren mit 
dem Kompaß in der Land geführt, im dichten Nebel vorwätts. De Larde¬ 
melle greift den Chenois- und den Chapitrewald an, um die Lohe Batterie 
und Fort Baux zu erobern, Passaga stürmt gegen den Caillettewald und den 
Fuminwald an, um zwischen Fort Baux und Fort Douaumont einzubrechen, 
und Guyot de Salms wirft sich auf Douaumont, Thiaumont und Laudro- 
mont, um die Festen zu nehmen und den rechten deutschen Flügel gegen die 
Maas abzudrängen.
	        
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