Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

Die Schlacht bei Verdun 
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zerschossenen Douaumont Trotz. Mangin, der im Mai zwei Tage lang die 
Land auf die Feste Douaumont gelegt und im August den zweiten großen 
Gegenangriff geleitet hatte, befehligte auch diesen Sturm. Es galt, Douau¬ 
mont und Vaux zurückzuerobern und der würgenden Bedrängnis der Festung 
Verdun auf dem rechten Maasufer ein Ziel zu setzen. Die Gelegenheit war 
günstig, denn die Deutschen lagen an der Somme, in Wolhynien und in 
Rumänien in Kämpfen gefesselt, die über die Kräfte jedes anderen Leeres 
gingen. Vielleicht genügte ein harter Stoß bei Verdun, ihr ganzes strat¬ 
egisches Gebäude zum Einsturz zu bringen. Der Angriff wurde von General 
Nivelle mit erfinderischer Sorgfalt vorbereitet. Er zog die Divisionen, die 
den Sturm führen und die Linie Thiaumont—Douaumont—Vaux zurück¬ 
erobern sollten, schon im September aus der Gefechtsfront, ließ sie bei Bar¬ 
le-Duc ruhen, auffrischen, mit Rauch- und Flammenwerfern versehen und 
auf genau nachgebildetem Gelände an einem Modell der Feste Douaumont 
zum Angriff schulen. Ant erdessen häufte er Geschütze und Geschosse und wies 
jeder Batterie zwischen Bourrus und Tavannes ihr Ziel. 
Mangin erhielt fünf verstärkte Divisionen zum Sturm überwiesen. Da¬ 
hinter standen die Lauptkräste der 2. Armee. Am 22. Oktober war alles 
bereit. Die Divisionen Lardemelle, Passaga, Guyot de Salins, Andlauer 
und Arlabosse rückten in ihre Kampfräume. Es waren auserlesene Truppen, 
Jäger, Kolonialinfanterie, Zuaven, Marokkaner, Senegal- und Somali¬ 
neger und savoyische und gaskognische Linienregimenter. Das ergab eine 
Angriffsmasse von mehr als 60 000 Bajonetten, die, von 650 Geschützen 
aller Kaliber und zahlreichen Fliegern unterstützt, in einem Gefechtsstreifen 
von 7000 Metern Breite zum Sturm antraten und von ihren Zielen Douau¬ 
mont und Vaux nur 3000 Meter entfernt waren. 
Diese Zielsetzung stempelt das Anternehmen zu einem Ausfall. 
Am 21. Oktober beginnt das französische Geschützfeuer, das seit 14 Tagen 
lässiger geworden war, lebhafter aufzuflammen. Regendünste hängen um die 
Wte Lorraine, aber der Franzose bedarf keiner Sicht. Er schießt nach der 
Karte und kennt seine Ziele genau: die verschlammten Kampfgräben, die zer¬ 
hackten Gehölze, die steilwandigen Schluchten, die Trümmer der Forts, die 
feindlichen Batterien und die Sammelplätze der deutschen Reserven. Drei 
Tage rauscht derEisenorkan über die Maashöhen. Von 160 deutschen Batte- 
rien, die den Kampf aufnehmen, verstummen mehr als 60, ehe der dritte Tag 
zur Rüste geht. Fort Douaumont wird vonLaubitzen beschossen, die Granaten 
von 40-cm-Kaliber schleudern; 23 Treffer schlagen ein, die letzten Mauern 
stürzen, ein Geschoß bricht in die Kasematten, verwundet und tötet alles um 
sich her und setzt Granatenstapel und Benzinvorräte in Brand. Roter Qualm 
steigt himmelan. Die Besatzung zieht sich in die Anschlußgräben zurück, 
nur eine Landvoll Leute und der Artilleriebeobachter Lauptmann Prollius 
harren in dem rauchenden, von Explosionen dröhnenden Steinhaufen aus. 
Stegemanns Geschichte des Krieges IV 16
	        
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