Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

Die Kämpfe vom 1.Oktober bis IZ.November 1916 235 
Der Angreifer frohlockt, denn der Deutsche kämpft vor Bapaume, 
Le Transloy und Sailly auf nackter Erde. Geschoßtrichter bilden seine 
Kampflinie, dahinter liegen zu Schutt geschossene Dorftrümmer. Wohl 
wird hinten im Amkreis von Bertincoutt und im Scheldebecken geschanzt, 
aber was dort geschieht, frommt den Sommekämpfern nicht. Sie fechten 
die größte Materialschlacht des Weltkrieges schuh- und schirmlos aus. 
Tin paar unterirdische Gefechtsstände für die Bataillorisführer, die hatt 
am Feind liegen, einige Dorfteller, in denen die höheren Führer Hausen, 
das ist alles, was von der großen Wehrstellung geblieben ist, in der die 
Deutschen zwischen Ancre und Somme zwei Jahre standgehalten haben. 
Trotzdem vermag der Angreifer ihre lebendige Mauer nicht zu durchbrechen. 
Sie gibt nach, bröckelt hier, stürzt dort, wächst aber dicht hinter der Bruch¬ 
stelle sofort wieder aus dem Boden und erweist sich stärker als die kunst- 
volle Wehrstellung aus Lolz und Stein. Medeas Drachensaat erwächst 
zu neuem Leben. Aber diese Gegenwehr fordert Opfer, die das deutsche 
Leer nicht bringen kann, ohne zu verbluten. Sie verschlingt die besten Sol¬ 
daten, die tapfersten Führer, sie darf, sie kann nicht unbegrenzt fortgesetzt 
werden, denn sie zermürbt die Kraft des zur strategischen Ohnmacht ver- 
utteilten und in die taktische Unterlegenheit gebannten Westheeres. 
Lindenburg und Ludendorff wissen darum. Aber sie können die tak¬ 
tischen Verhältnisse, unter denerr die Abwehrschlacht an der Somme aus- 
gefochten wird, nicht von einem Tag auf den andern ändern und dürfen 
keinen strategischen Zug tun, solange die Schlachtwalze nicht zum Stillstand 
gekommen ist. 
• In der Tat beginnt ihr Mechanismus am 12. Oktober zu stocken. Wohl 
gewinnt der Engländer die Dorfstätte Le Sars und der Franzose ein Stück 
Boden bei Sailly, aber der Angriff kostet die blutigsten Opfer. Bei Sailly 
und Guedecoutt liegen die Stürmer übereinander gebettet. Es kann nicht 
mehr lange so weitergehen. Die Lerbstregen, die kürzer und trüber werdenden 
Tage, die Erschöpfung des Angreifers und das Schwinden des Kampf- 
rausches töten langsam aber sicher den Anttieb zur Massenschlacht. 
Trotzdem greifen die Alliierten nach dem blutigen 12. Oktober zwischen 
Ancre und Tortille noch dreimal an. Letzte, sorgsam gespatte Kraft wird 
vertan. 
Nach dreitägigem Vernichtungsschießen, das den St. Pierre-Vaast- 
wald mordet und die Gräben an den Rändern vor Sailly und Le Transloy 
verheert, treten Engländer und Franzosen am 17. Oktober zum Angriff an. 
Es gelingt Fayolles Zuaven und Jägern in Sailly einzudringen und den 
Nordwestsaum des St. Pierre-Baastwaldes zu erstreiten. Aber Fayolle 
wird des Gewinnes nicht froh. Das I. Bayernkorps tritt ihm entgegen 
und bietet seinem Vordringen in Sailly Lalt. Der Sturm der Briten 
wird schon in der Entwicklung gebrochen und endet in Grabenkämpfen.
	        
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