Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

172 Der Feld zug in Rumänien vom 28.Aug. 1916 bis 19. Jan. 1917 
focht das Alpenkorps in drei, vier Gruppen verzettelt, fächerförmig aus- 
einandergeklappt im Cibingebirge und an der Paßstraße ohne Ablösung, 
ohne Unterstützung, fern von jeder Verbindung, mit Munition und Mund. 
Vorrat geizend um Sieg und Leben. Auf der Paßhöhe wuchs der Kampf 
zu heroischer Gestalt. „Leiber" und Jäger erlitten schwere, blutige Verluste. 
Erschöpft, übernächtig und durchfroren standen sie hinter den Gewehren 
und empfingen den Feind mit Kugel und Bajonett, österreichische Gebirgs- 
geschütze feuerten über sie hinweg in den Talkessel, in dem sich die Kolonnen 
des Feindes stauten und zusammengeschossen zu Barrikaden türmten. Das 
grüne Altwasser spülte um abgestürzte Fuhrwerke und liegengebliebene 
Protzen. Seitab flutende Bataillone verschwanden in den Falten des Foga- 
raser Gebirges, aus dem das Knattern der Maschinengewehre von La Cetate 
herüberklang. 
Der 27. September sah den Löhepunkt der Schlacht. Als der Tag sich 
neigte, standen Manolescus Divisionen noch im Lalbkreis um den Eingang 
des Rotenturmpaffes geschart, um sich der Anstürme des XXXIX. Reserve- 
korps zu erwehren, aber hinter den rumänischen Kampfstaffeln begannen sich 
die Bande der Ordnung zu lösen. Der Rückzug wurde, halb befohlen, halb 
auf eigene Faust angetreten, zur wilden Flucht ins Gebirge. Manolescu 
eilte, selbst nach Rimnicu Sarat ins rumänische Alttal, um die von Jlieseu 
gesandten Verstärkungen gegen das Alpenkorps vorzutreiben, und über¬ 
ließ die Abwehr bei Talmesch dem Führer des I. Korps, General Popovici. 
Die Nacht verging in verzweifeltem Fechten. Erst der kommende Tag 
sollte über die Größe des Erfolges entscheiden, den Falkenhayn trotz des 
hartnäckigen Widerstandes des Feindes, trotz der gefährdeten Lage Tutscheks 
auf der Paßhöhe und trotz Anheil kündender Bedrohung der linken Armee¬ 
flanke durch die Armee Grainiceanu, mit Anspannung aller Fibern zur 
Vernichtung Manolescus zu gestalten trachtete. 
Als der 28. September heraufzog, griff Staabs aufs neue an. Falken¬ 
hayn führte ihm Teile der 89. Division zu, die er von Arz v. Straußenburgs 
linkem Flügel herangerufen hatte. Arz hatte gleichzeitig von Teschen die 
Weisung erhalten, sich den Bewegungen Falkenhayns möglichst anzuschließen, 
fühlte sich aber nicht stark genug, Fallenhayn die Land zu reichen. Die k. 
und k. 1. Armee war selbst im Gedränge und sah sich von Presan so hatt 
bedroht, daß sie fechtend immer weiter rückwärts glitt. Es fiel Arz daher 
schwer, seinen rechten Flügel abzustützen und die Verbindung mit Schmettow 
enger zu ziehen. Zwar war General v. Morgen am 27. September mit dem 
Oberbefehl über den ganzen rechten Flügel der 1. Armee und die dott fechtende 
71. österreichische Division betraut worden, aber auch er vermochte dem An¬ 
drang Grainiceanus auf die Dauer nicht zu widerstehen. Die Gefahr wurde 
zur Krisis. Brachen die Rumänen mit versammelten Kräften aus dem 
Geisterwalde gegen den Oberlauf des Laarbaches und von Fogaras all-
	        
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