Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

150 Der Feldzug in Rumänien vom 28. Aug. 1916 bis 19. Jan. 1917 
Unter diesem allgemeinen Ansturm bebte, zitterte, schwankte die rings 
bestürmte Rundfront der Zentralmächte, als müßte sie im nächsten Augen- 
blick zerbrechen. Die Lage war auf das Äußerste, ja sie war über alle Maßen 
gespannt. Der Nibelungen Not schrie zum Limmel. Von allen Seiten 
erging der Ruf der Bundesgenossen um deutsche Lilfe. Österreich-Ungarn 
war am Erliegen und Bulgarien begann zu versagen. Österreich forderte eine 
Armee zur Rettung Siebenbürgens, das von den Rumänen langsam aber 
unaufhaltsam überflutet wurde; „meine Bulgaren wollen Pickelhauben sehen" 
klagte Zar Ferdinand, als seine Divisionen vor Monastir ins Wanken kamen. 
Deutschland stand fest. Wohl herrschten im deutschen Volke, dessen 
kindlicher politischer Sinn die Größe der Gefahr nicht voll erfaßte, eine ge- 
wisse Beklemmung, aber der Zauber, der von den Namen Lindenburg und 
Ludendorff ausging, und die Zuversicht, die jeden Mann im Graben beseelte, 
ließen keine Entmutigung aufkommen. Nur wenige wußten die Not der 
Stunde zu deuten und die Größe der Gefahr zu ermessen. 
Der Daseinskampf des deutschen Volkes, der bis vor wenigen Monaten 
trotz schwerer Rückschläge als Verteidigungskrieg angriffsweise geführt 
worden war und die deutschen Waffen tief nach Frankreich und Rußland 
hinein und bis vor die Tore Salonikis geführt hatte, war zur verzweifelten 
Abwehr geworden. Der Schwertarm ermüdete, der Schildarm trug die 
Last. Der Volkskörper begann unter Entbehrungen zu leiden, die Geldkrast 
zu schwinden, die Blockade tat langsam aber sicher ihr Werk. Trotzdem gab 
es nur ein einziges Mittel, sich des tödlichen Stoßes zu erwehren, der jetzt 
von der Walachei in die ungeschützte Flanke Österreich-Angarns und mittel- 
bar in Deutschlands Weiche zielte. Nicht durch Aufrichtung einer neuen 
Abwehrfront, die in dieser Ausdehnung nicht mehr herzustellen war, sondern 
nur durch riicksichtslosen Angriff konnte der neue Feind bekämpft werden, 
mußte er binnen wenigen Wochen niedergeworfen werden, oder der Krieg 
war verloren. And das einzig Richtige, zugleich aber auch Anglaubliche ge¬ 
schah. Der Deutsche, der kaum noch zur Abwehr kräftig schien und schon 
unter dem Drucke der immer mehr erstarkenden Weltkoalition zu erliegen 
schien, ballte neue Armeen, entwarf neue Feldzugspläne und griff im Bund 
mit den von ihm gefiihrten Österreichern, Angarn, Türken und Bulgaren 
den neuen Feind von allen Seiten an, während an den alten Fronten Lieb 
auf Lieb auf seinen breiten Schild und Österreichs schmale Tartsche niederging. 
Mackensens Einbruch in die Dobrudscha 
Da in Siebenbürgen noch keine größere Streitmacht vorhanden war, 
wurde Arz v. Sttaußenburg aufgefordert, sich, so gut es ging, zu behaupten 
und den Vormarsch der Rumänen an der Maros, am Alt und auf den Lohen
	        
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