Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

Der Eintritt Rumäniens in den Krieg 148 
Tische. Da riß Rußland, das unterdessen seine Armeen am Styr und an der 
Strypa verbluten sah, die Geduld. Die Regierung des Zaren drohte, man 
werde die Offensive in Galizien und in der Bukowina einstellen, wenn Bra- 
tianu nicht endlich bindende, auf einen bestimmten Tag lautende Verpflich. 
tungen eingehe. 
Das war in den letzten Tagen des Juli, als Brussilows Ansturm an 
den Karpathen emporbrandete, und Engländer und Franzosen an der Somme 
um Guillemont und Combles rangen« Rußlands Drohung wirkte. Bratianu 
ließ sich zu gewissen Abschwächungen seiner letzten Forderungen herbei und 
verpflichtete sich, binnen vier Wochen den Krieg an Österreich-Ungarn zu 
erklären. Rumänien ging jedoch keine strategische Bindung ein, sondern be- 
hielt sich vor, den Krieg nach eigenem Ermessen zu führen, und beschränkte 
seine militärischen Verpflichtungen auf eine Militärkonvention mit Rußland, 
in der es den Russen mnnittelbare Waffenhilfe in der Bukowina zusicherte, 
wogegen ihm Rußland Beistand in der Dobrudscha zusagte. Als die Bul¬ 
garen dem Angriff Sarrails zuvorkamen und im August an der Struma 
und am Wardar selbst zum Angriff schritten, erblickte Bratianu mit Recht 
darin eine strategische Bindung der bulgarischen Armee, die seinen Absichten 
Genüge tat, und öffnete die Pforten des Janustempels. Er ließ die Maske 
fallen, in der er die Mittelmächte bis zum letzten Augenblick über die längst 
getroffene Entscheidung im Angewissen gehalten hatte, und erklärte Österreich. 
Angarn zur ungelegensten Stunde den Krieg. 
So traten die Rumänen am 28. August unter den glücklichsten Vor- 
aussetzungen und unter ausgeklügeltsten Bedingungen in die Arena. Die 
Entente war von Anfang an bereit gewesen, jeden Preis zu zahlen, um den 
Krieg noch vor Einbruch des Winters siegreich zu beenden, und rechnete 
klug, denn nichts schien den Rumänen mißglücken zu können, gleichgültig ob 
sie zugleich nach Norden und Süden ausfielen oder auf einer Front stillsaßen 
und mit der gesamten Macht an der anderen zum Angriff übergingen. 
Wohl lag die Walachei zwischen Osterreich-Angarn und Bulgarien ein¬ 
geklemmt, wohl war Bukarest konzentrischem Angriff preisgegeben, aber wo 
waren die Kräfte, einen solchen Angriff mit Aussicht auf Erfolg zu führen? 
Die Haltung der Bulgaren 
Der erste Entwurf eines gegen Rumänien gerichteten Feldzugsplanes, 
von dem im Juli zwischen Falkenhayn, Conrad, Gantschew und Enver ge¬ 
sprochen worden war, hatte sich als flüchtig beschriebenes Papier erwiesen. 
Man hatte Armeen in Siebenbürgen und in Nordbulgarien versammeln 
wollen, um die Walachei im Doppelstoß aufzubrechen, aber die Strudel der 
Sommefchlacht, der Schlachten bei Baranowitschi, Kowel, Zborow, Tlu- 
Siegemanns Geschichte des Krieges IV 10
	        
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