Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

Í10 DerFeldzug imOsten vom 14. Nov. 1915 bis 31. Aug. 1916 
aber besser als nichts. Am 1. August trat die 200. Division mit österreichisch¬ 
ungarischen Verbänden zum Vormarsch an. Sie stieg aus den Tälern zum 
Waldgebirge empor, brach sich keuchend durch urwüchsigen Arwald Bahn, 
überquerte Schluchten und Wasserriffe, überstieg die erste Gipfelkette, gewann 
das Tal des Schwarzen Czeremosz und erschien am 3. August vor den russi¬ 
schen Lauptstellungen, die sich 600 Meter hoch über dem rechten Czere- 
moszufer von der Baba Ludowa zur Ludowa zogen und bei Iawornik das 
Flußtal sperrten. 
Der Russe fühlte sich in seinen Felsenburgen jedem Angriff gewachsen. 
Seine Flanken waren angelehnt, seine Verbindungen gesichert. Der An¬ 
greifer dagegen stand zwischen Bergen eingeklemmt und wußte kaum noch 
etwas von seinem Nachschub, so weit hatte er sich von seiner Grundstellung 
entfernen müssen, um dem Gegner an den Leib zu kommen. 
Es blieb Conta kein anderer taktischer Schlag als ein rascher, mit letzter 
Kraft geführter Kopfhieb. Er griff an, warf sich zuerst auf den rechten Flügel 
und stieß ihn von den Lohen bei Iawornik, pflanzte dann seine Gebirgs- 
geschütze auf, schoß zwei Stunden, was die Rohre hergaben, und rannte arn 
hohen Mittag gegen den linken Flügel des Feindes an. Deutsche Jäger- 
bataillone stürmten über Geröll und Grasnarbe bergan und entrissen den 
überraschten Russen im ersten Anprall die ganze Löhenstellung. Die Baba- 
Ludowa, die Lala-Mihailewa und die Lala-Lukowiec fielen, von Südwesten 
aufgerollt wie Kartenhäuser, und der Verteidiger flutete von dem 1500 Meter 
hohen Grat geschlagen ins Prohinatal in der Richtung auf Iablonica zurück. 
Der Verfolger stürmte hinter ihm drein und sehte schon am Tage darauf 
den Angriff auf die zweite Stellung an, die sich in 1583, 1033 und 1218 
Metern Löhe von Dereszkowata über Plaik bis Skubowa zwischen dem 
Schwarzen und dem Weißen Czeremosz hinzog. Regen und Nebel ver- 
hüllten die dunklen Karpathenkuppen, aber unverdrossen ging es vorwärts. 
Am 6. August wurde die zweite Stellung erstürmt und der Russe auf Iablo- 
nica—3ai>ie zurückgeworfen. Zwei Tage später stand Conta drohend in 
der Flanke des rechten Flügels der russischen Karpathenarmee. Wie zum 
Lohne glänzte das Gebirge in Heller Sonne. Aber der Deutsche stand ein- 
sam, durch den hohen Gebirgswall von seinen Kraftquellen geschieden, ohne 
genügenden Nachschub an Munition und Verpflegung zwischen den wilden 
Flüssen. Er fühlte sich in Flanke und Rücken bedroht und durste nicht daran 
denken, ins Czeremosztal hinabzusteigen und denStoßbisZabie durchzuführen, 
wo russische Verstärkungen sichtbar wurden und die Österreicher aufs neue 
bedrängten. Es galt zunächst für die Sicherheit der eigenen rechten Flanke 
zu sorgen und dem Feind den Durchbruch bei Kirlibaba zu verwehren. 
Dazu bedurfte es frischer Kräfte. 
Sie trafen am 7. August in Gestalt der 1. Division ein, die von Verdun 
in die Karpathen eilte und am rechten Flügel der 7. Armee eingesetzt wurde.
	        
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