Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

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Die Kämpfe am Dnjestr vom 4. Juli bis 9. August 1916 
Während Sacharow sich den Weg nach Zloczow zu öffnen suchte 
und Scherbatschcw sich an der Südarmee die Zähne ausbiß, drängte 
Leschitzki mit frischen Kräften gegen Tlumacz vor. Er hatte den Rück¬ 
schlag, der ihn am 3. Juli an der Worona festgebannt hatte, überwunden, 
Verstärkungen aus Beßarabien herangezogen und die Österreicher auf 
Delatyn zurückgeworfen. Im österreichischen Lager ergriff Generaloberst 
Köveß den Kommandostab und trat an die Spitze der kleinen Armee, die 
zwischen die Trümmer der auf den Karpathen fechtenden 7. Armee und die 
Südarmee eingeschoben worden war, um die Lücke im Dnjestrtal zu füllen. 
Erst k. und k. 12. Armee, dann k. und k. 3. Armee genannt, stand sie als 
Zentrumsarmee der Leeresgruppe des Erzherzog-Thronfolgers Karl im 
Dnjestrtal vor Stanislau auf wichtigem Posten. Zwar war sie kaum noch 
imstande, den von Zabie und Mikuliczyn her bedrohten Iablonicapaß zu 
hüten, aber sie war um den Preis ihres Lebens verpflichtet, den Feind 
von den Ölquellen Galiziens, dem Flankenraume Stryj und den rück¬ 
wärtigen Verbindungen der Südarmee und der Armee Boehm-Ermollis 
fernzuhalten. 
Aber zum Angriff fehlte ihr die Kraft. Nach heftigen Kämpfen, die 
vom 8. bis 28. Juli währten, sah sich Köveß zu eiligem Rückzug hinter 
die Worona gezwungen. Leschitzkis kaukasische Divisionen nahmen Iezier- 
zany und drängten die Verbündeten allmählich gegen Stanislau zurück. 
Drückend und schiebend näherte sich Leschitzki der Linie Tlumacz—Ottynia 
und griff von Delatyn aus in die rechte Flanke des Verteidigers. Ver¬ 
gebens suchte Köveß sich durch Gegenstöße Lust zu machen. Leschitzki 
wehrte alle Gegenangriffe am Pruth ab und ließ sich durch das Erscheinen 
verbündeter Streitkräfte in seiner Flanke auf den Löhen von Zabie nur 
wenige Tage hinhalten. Am 7. August war er zur Schlacht bereit. Er 
eröffnete auf der ganzen Front der 3. Armee eine schwere Kanonade und 
führte Infanterie, Panzerwagen und Infanterie zum Sturm. Köveß sah 
seine dünnen Linien von Durchbrechung bedroht und wich fechtend 
auf Tlumacz und die Bahnlinie Kolomea—Stanislau. Am 8. August 
drangen die Russen in Tlumacz und Tysmienica ein. Vor dem Wo- 
ronaabschnitt entspannen sich blutige Kämpfe, in denen die Deutschen 
große Opfer brachten, um den Feind aufzuhallen. Als letzte Reserven 
wurden Jäger und Landwehr eingesetzt, aber der Druck war zu stark. 
Von Nizniow bis Ottynia ergoß sich die russische Sturmflut und über¬ 
schwemmte alle Äöhen und Dörfer im Amkreis. Da sprengten die Deut¬ 
schen die Tlumaczbrücken und die Bahn Tysmienica—Rizinow und 
wichen über den Fluß. Die Russen brachen im Strymbatal ein und 
erstritten die Straße Delatyn—Nadworna. Am 9. August nahm der
	        
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