Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Dritter Band. (3 ; 1919)

56 Der Seekrieg vom 2. August 1914 bis 24. Februar 1915 
Die Schlacht bei Coronet 
Als die Engländer die Stärke des Feindes erkannten, drehten sie 
rasch entschlossen nach Süden ab, um dem Flaggschiff Zeit zu lassen, sich an 
die Spitze zu setzen und die Führung zu übernehmen. Cradock kam zur 
Erkenntnis, daß ihm ein Kampf auf Tod und Leben bevorstand und handelte 
danach. Er suchte dem Feind, dem der Stand der Sonne günstig war, zu¬ 
nächst den Wind abzugewinnen, und hielt auf Santa Maria zu, indem er 
seine Breitseiten zum Feuern auf die in Abständen heranziehenden Gegner 
fertigmachte. Bald schwanden die letzten Zweifel, das Schiff an der Spitze, 
das sich am höchsten aus den schwerrollenden Wogen hob, trug die deutsche 
Admiralsiagge, Spees Kreuzergeschwader war zur Stelle und bot den Briten 
auf ihrem eigenen Element, dem Weltmeer, Trutz und Kampf. 
Cradock erkannte „Scharnhorst", „Gneisenau" und weiter im Nord¬ 
osten zwei kleine Kreuzer. Er konnte den Kampf vielleicht noch vermeiden, 
wenn er mit voller Kraft nach Süden lief, denn „Good Äope" und „Mon- 
mouth" waren den deutschen Panzerkreuzern an Geschwindigkeit ebenbürtig, 
und die Sonne stand dicht über dem Äorizont. Er konnte auch den Versuch 
machen, auf „Canopus" zuzulaufen, der nur noch einen Tagesmarsch ent¬ 
fernt war, und das Linienschiff durch drahtlosen Befehl zur Eile anspornen, 
aber der britische Admiral dachte an das Ansehen der Flagge, die im steifen 
Süd über ihm knatterte, vertraute auf die Macht, die ihm zu Gebote stand, 
und rechnete damit, den Gegner im Kampfe so zu schädigen, daß er nicht 
mehr fähig war, die offene See zu behaupten. 
Das britische Selbstvertrauen war nicht unbegründet, denn die Kampf¬ 
kraft des britischen Geschwaders war noch völlig ungeschwächt, als Cradock 
mit dem Feinde zusammenstieß. „Good Pope" verdrängte 14 300 Tonnen, 
führte als schwerste Rohre zwei Geschütze zu 23,4 Zentimeter Kaliber und 
besaß eine starke Mittelartillerie von 16 Geschützen zu 15 Zentimeter Kaliber; 
„Monmouth" zählte als schwerste Stücke nur 14 Geschütze zu 15 Zentimeter 
Kaliber. Cradocks große Schiffe waren also den deutschen Panzerkreuzern 
nicht ebenbürtig und schleuderten bei voller Ausnützung ihrer Breitseiten 
dem Feinde nur 1115 Kilogramm Eisen zu, während „Scharnhorst" und 
„Gneisenau" zusammen 1776 Kilogramm Geschoßgewicht aufwenden konnten, 
aber der Abend nahte, und die Dunkelheit duldete kein langes Gefecht. 
Konnten „Good Lope" und „Monmouth" ihre ersten Salven auf das vor- 
prallende feindliche Flaggschiff vereinigen, so gab das vielleicht den Aus- 
schlag zugunsten der sieggewohnten Briten. 
So sann und dachte der englische Admiral, als er sich um 5 Ahr 
an die Spitze seines Geschwaders setzte, Toppflaggen aufzog und alles 
zum Kampfe mit dem plötzlich dem Meere entstiegenen Geschwader Spee 
fertigmachte.
	        
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