Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Dritter Band. (3 ; 1919)

52 Der Seekrieg vom 2. August 1914 bis 24. Februar 1915 
Unterdessen machten sich „Scharnhorst" und „Gneisenau" zu einem 
Vorstoß gegen Samoa bereit. Spee hoffte vor Apia australische Kriegs« 
schiffe vor Anker zu finden und in kühnem Äberfall zu vernichten. Das 
Glück war ihm nicht hold. Als „Scharnhorst" und „Gneisenau" in der Frühe 
des 14. September vor Apia erschienen, war die Reede leer. Im Lasen wiegten 
sich ein paar Segelboote und auf dem Regierungsgebäude wehte die englische 
Flagge, die von 2000 Australiern geschützt wurde. Spee warf kurz ent¬ 
schlossen das Steuer herum und zog am Palmenstrand der verlorenen schönen 
Kolonie entlang seewärts. 
Das deutsche Geschwader wandte sich den Gesellschaftsinseln zu und 
erreichte am 21. September das Eiland Bora-Bora und das Lerrschafts- 
gebiet der französischen Trikolore. Als der 22. September tagte, standen 
„Scharnhorst" und „Gneisenau" vor Papeete, dem Lasen der Insel Tahiti. 
Papeete war von einem kleinen Fort und einigen Strandbatterien ver¬ 
teidigt. Schwere Regenwolken hingen um die hohen, kegelförmigen Berge, 
die Panzerkreuzer stampften in der hochgehenden See. Im Lasen lag das 
Kanonenboot „Zelee", neben ihm der deutsche Frachtdampfer „Walküre", 
den „Zelee" vor einigen Tagen als Prise heimgeführt hatte. Auf dem 
französischen Kriegsfahrzeug wehte die Trikolore. Als am Mast des Ad¬ 
miralschiffes die deutsche Flagge stieg, begann das Fort zu feuern. Auf 
die erste Lage des Forts antworteten „Scharnhorst" und „Gneisenau" mit 
den Steuerbordgeschützen, brachten das Werk zum Schweigen, „Zelee" 
zum Sinken und sehten einen Teil der Stadt durch weitliegende Granaten in 
Brand. Da der Gouverneur die Kohlenvorräte angezündet hatte, erhob 
sich eine riesige Rauchsäule über den Palmenwäldern. Sie war noch sicht¬ 
bar, als das Geschwader Tahiti schon lange hinter sich gelassen hatte, um den 
Marquesasinseln zuzusteuern. 
Von diesem Augenblick an waren Spees Verfolger über das Marsch¬ 
ziel des deutschen Geschwaders im klaren. Es lag irgendwo an der ameri¬ 
kanischen Südküste, und der Zickzackkurs, den die deutschen Schiffe seit der 
Abfahrt von Ponape eingehalten hatten, löste sich zu einer geraden Linie, 
die aus Polynesien in den inselfreien Ozean und der südamerikanischen Land¬ 
feste entgegenführte. Trotzdem ereilten die Verfolger das Kreuzergeschwader 
nicht mehr. Die Japaner, die ihm seit September auf den Fersen waren, 
hatten sich in den raschen Kreuz- und Querzügen des deutschen Admirals 
nicht zurechtgefunden. Es blieb ihnen nichts übrig, als den Feind an der 
Westküste Amerikas aufzuspüren und dem britischen Geschwader in die Arme 
zu treiben, das vom Kap Lorn heranzog. 
Am 26. September trafen „Scharnhorst" und „Gneisenau" vor 
Rukuhiwa, der Lauptinsel der französischen Marquesasinseln, ein und ver¬ 
einigten sich dort wieder mit dem Kreuzer „Nürnberg" und dem Troß. 
Sechs Tage lag das Kreuzergeschwader in dem schönen Archipel vor Anker,
	        
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