Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Dritter Band. (3 ; 1919)

Die Taten des Kreuzers „Emden 
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Unterdessen durchsuchen die britischen Schnellkreuzer die indischen Meere 
nach dem kühnen Feind. Am 15. Oktober gelingt es „Emdens" ge¬ 
fährlichstem Gegner, dem Kreuzer „Wrmouth", die „Markomannia" und 
zwei Kohlenschiffe Müllers aufzugreifen. Doch das ficht „Emden" weirig a», 
als Antwort versenkt der Korsar vor Colombo einen englischen Dampfer, 
bemächtigt fich des Kohlendampfers „Exford", wendet fich gegen die West¬ 
küste Indiens und lähmt den indischen Landel durch die Vernichtung von 
fünf wertvollen Schiffen aufs neue. Millionen gehen mit den versenkten 
Schiffen verloren, Landel und Wandel liegt danieder, die Versicherungs¬ 
prämien steigen, die Truppenverschiffungen stocken. Nach britischer Rech¬ 
nung liegen bereits 2 211 000 Pfund Sterling auf dem Grund des Meeres. 
Doch der Kreis verengert sich, in dem die Treiberkette das edle Wild v 
zu fassen sucht. Von Osten nahen die japanischen Panzerkreuzer „Nischin" 
und „Kasuga", die Franzosen „Dupleix" und „d'Jbreville", die Russen 
„Askold" und „Jemtschug", von Westen zieht die vor Aden liegende Kreuzer- 
division heran und „^Zarmouth" kreuzt schon in „Emdens" Kielwasser. 
Am 24. Oktober schließen die Verfolger die Malakkastraße. Der 
französische Kreuzer „Dupleix" streift im Golf von Bengalen, das Torpedo¬ 
boot „Mousquet" kreuzt auf der Löhe von Penang, und im Lasen von 
Penang liegt der Zerstörer „d'Jbreville". Am 28. Oktober trifft dort der 
Russe „Jemtschug" ein, ein kleiner Kreuzer von 3180 Tonnen, der einen 
von ihm und „Askold" geleiteten Schiffszug verlassen hat, um an der Jagd 
auf „Emden" teilzunehmen. Er legt sich nach scharfer Fahrt im inneren 
Lasen des britischen Eilandes Pulo Penang müde zur Ruhe. 
Die Nacht ist schwül, ein blasser Mond erhellt das träge wogende Meer. 
Im Lasen liegen zahlreiche vor „Emden" geflüchtete Landelsschiffe vor 
Anker. Die Lafenwache schläft, auch auf „Jemtschug" ist man lässig ge¬ 
worden. Gegen 4 Ahr morgens erscheint Rauch am Lorizont, ein Kriegs¬ 
schiff mit vier Kaminen steuert den Lasen an und fährt ohne Lotsen in den 
schmalen Sund. Erst als der Fremde im Lafenmund steht, wird die russische 
Wache auf ihn aufmerksam und sucht ihn zu erkennen. Er trägt vier Kamine, 
Gefechtsmasten und erscheint im opalisierenden Morgenlicht so groß wie 
ein 6000-Tonnen-Schiff. Ist es der Schattenriß des Engländers „Var- 
mouth" oder der des Franzosen „Dupleix"? Beide haben vier Schlote, 
aber „Dupleix" ist plumper, vorn stark belastet und trägt die Kamine paar¬ 
weise auseinandergesetzt. Eheristes „Mrmouth"; die vier schlanken, dicht 
hintereinander gestellten Kamine, der stark gepanzerte Kommandoturm 
und die sichere Fahrt deuten auf einen der Windhunde der englischen Städte¬ 
klasse. Nur etwas kürzer und — ja — etwas schwächer erscheint der Schatten¬ 
riß des Fremden! Der russische Wachoffizier ist seiner Sache noch nicht ganz 
sicher, als das Kriegsschiff schon mit kahlen Masten in den Lasen läuft. 
Wenn der Kreuzer nicht vier, sondern drei Kamine hätte, könnte man auf
	        
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