Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Dritter Band. (3 ; 1919)

Die Belagerung Tsingtaus 
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auf, erreichte am 11. August das Marianeneiland Pagan, lud Vorräte 
und vereinigte sich mit den von Tsingtau dorthin befohlenen Troßdampfern 
und dem kleinen Kreuzer „Emden", der inzwischen schon die erste Beute 
heimgeführt hatte, zu einem starken, kampftüchtigen Geschwader. „Emden" 
war auf die Kunde drohender Kriegsgefahr am Abend des 1. August selb¬ 
ständig von Tsingtau ausgelaufen und hatte nordöstlichen Kurs eingeschlagen, 
um die Verbindungen von Wladiwostok zu unterbrechen, sobald die Kriegs¬ 
erklärung erfolgt war. Kaum empfing Kapitän v. Müller, der Führer des 
kühnen Schiffes, im Gelben Meer den Funkspruch, der ihm die Zügel 
freigab, so stieß er gegen Tsuschima vor, griff den russischen Dampfer 
„Rezan" auf und brachte ihn am 6. August nach Tsingtau. Dann folgte 
er dem Funkspruch des Admirals und steuerte in fliegender Fahrt gen 
Pagan. 
Nach seiner Ankunft ging Graf Spee mit zwei großen, zwei kleinen 
Kreuzern und neun Troßdampfern in See. 
Das deutsche Geschwader, das sich am 13. August in der Glut des 
Tropenabends vom Lande löste und unter schwarzen Rauchmassen in die 
Purpurbläue des Stillen Ozeans hinaussteuerte, war dem Tode geweiht. 
Die Belagerung Tsingtaus 
Drei Tage nach der Ausfahrt Spees aus dem Atoll von Pagan richtete 
Japan an Deutschland die befristete Aufforderung, das Pachtgebiet von 
Kiautschou auszuliefern und alle Schiffe aus den japanischen und chinesischen 
Gewässern zu entfernen, und schritt, als keine Antwort erfolgte, zum An¬ 
griff auf Tsingtau. 
Tsingtau war auf den Angriff vorbereitet. Der Gouverneur von 
Kiautschou, Kapitän zur See v. Meyer-Waldeck, verfügte über 5000 Mann 
und war entschlossen, Stadt und Äafen bis zur Erschöpfung der Ver¬ 
teidigungsmittel zu halten. Angriffen von der Seeseite sah er mit Ver¬ 
trauen entgegen, denn die Küstenwerke waren stark genug, dem Feind wirk¬ 
samen Widerstand zu leisten. Desto schlimmer war es um die Verteidigung 
der Lalbinsel Kiautschou gegen Angriffe vom Lande bestellt. Zwar querten 
drei Bergketten die Äalbinsel, auf deren äußerster Spitze Tsingtau zwischen 
dem Chinesischen Meer und der Bucht von Kiautschou erbaut war, aber 
die Besetzung dieser natürlichen Grundstellungen erforderte mindestens 40000 
Mann und zahlreiche Steilfeuergeschütze. Es blieb den Deutschen daher 
nichts übrig, als die Verteidigung zurückzuverlegen und sich in einzelner» 
Widerstandsnestern zu behaupten, um den Angreifer ins Kreuzfeuer zu 
bannen und möglichst lange von der Lauptlinie fernzuhalten. Diese zog 
sich auf den letzten Kuppen des Lauschangebirges hin und bestand aus fünf
	        
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