Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Dritter Band. (3 ; 1919)

Die strategische Lage im September 1915 451 
Sie verstärkten ihre Stellungen und legten im Sommer 1915 auch unter¬ 
halb Belgrads, bei Semendria, Pozarevac, Ram und Bk. Gradiste und 
weiter südlich zwischen Arangjelovac und Palanka mächtige Befestigungen 
an, waren aber nicht zu bewegen, die Stromschranken zu überschreiten und 
den Italienern durch einen Angriff auf die österreichisch-ungarische Balkan¬ 
flanke den Vormarsch zu erleichtern. Sie begannen für ihre Ostgrenze zu 
sorgen, schufen gegen Bulgarien eine befestigte Linie von 60 Kilometern 
Länge, um das Moravatal zu decken, und rüsteten im stillen zum Angriff 
auf Sofia. Als die Entente den serbischen Vorschlag, über Bulgarien her¬ 
zufallen und es niederzuschlagen, bevor die bulgarische Kriegserklärung er- 
folgt sei, ablehnte, sah sich die serbische Armee auf entsagungsvolle Abwehr 
beschränkt. Man war aber trotzdem guten Mutes, denn man glaubte nicht 
an eine deutsche Offensive großen Stils, fühlte sich Österreichern und Bul- 
garen gewachsen und war darauf gefaßt, auf zwei Fronten zu schlagen. 
Der serbische Generalstab ging von der Voraussetzung aus, daß er sich 
auf einer dieser beiden Fronten, und zwar an Donau und Save, in der 
Verteidigung halten und sie zur strategischen Flanke gestalten könne, um 
auf der anderen unter günstigen Bedingungen zum Angriff überzugehen 
und über den Timok und im Nisavatal gegen Sofia vorzurücken oder daß 
er im äußersten Fall auch diese Front verteidigen und auf das Eingreifen 
einer Äilfsarmee der Entente warten könne. 
Die Serben wiegten sich noch in diesem Irrtum, als Mackensens Armeen 
schon im Banat zusammenrückten. 
Die strategische Lage im September 1915 
Die Lage der Serben war nie ungünstiger als im September 1915, 
da sie, von ihrem Sieg über Potiorek zehrend und der Hilfe ihrer mäch¬ 
tigen Alliierten vertrauend, mit ausgeruhten Kräften zwischen Belgrad 
und Nisch im Felde lagen. Gelang es Mackensen und den Bulgaren, 
sie auf beiden Fronten zu schlagen, sich bei Nisch zu vereinigen und das 
Moravatal dem Durchgang deutscher Truppen und deutschen Kriegsmaterials 
nach Konstantinopel zu öffnen, so war viel getan. Der neue Vierbund gewann 
eine einheitliche zusammenhängende Grundstellung und die Möglichkeit, 
auf der inneren Linie von Belgrad bis Bagdad zu operieren. Zugleich 
wurde die Türkei von dem auf Gallipoli lastenden Albdruck befreit und aus 
ihrer militärisch-geographischen Vereinsamung erlöst und Deutschland dem 
Orient mit einem Schlag nahegerückt. Doch war damit das strategische 
Problem, das Deutschland imWeltkrieg gestellt blieb, nicht gelöst, insonderheit 
dann nicht, wenn die Entente sich zum Gegenzug anschickte und auf der 
Balkanhalbinsel eine Flankenstellung einrichtete, aus der sie die Verbindung
	        
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