Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Dritter Band. (3 ; 1919)

Der Kampf um Belgrad und der Rückzug der Österreicher 449 
nicht zu denken. Auch Feldmarschalleutnant Krauß, der Franks Zentruni 
führte, wurde am 11. Dezember angefallen, hielt aber bei Parcani und Ralja 
allen Angriffet: stand. In der Frühe des 11. Dezember erneuerten die Serben 
den Sturm auf die Talambasstellung und brachen am linken Flügel durch. 
Die 21. Landwehrdivision wich aus. Krauß deckte durch Flankenstöße den 
Rückzug des VIII. Korps, das fechtend von Stepajevac—Talambas zurück¬ 
ging, um 10 Kilometer nördlich an den Südhängen des Cretkow Grob, im 
Duellgebiet der Oparna und Barajewska, zwischen Meljak, Gucati und 
Ripanj noch einmal Fuß zu fassen. Das geschlagene Korps war so geschwächt, 
daß es den Kampf ohne die Heranführung von Reserven nicht erneuern 
konnte. Sein Rückzug gestaltete sich sehr schwierig. Der Serbe stieß in die 
weichenden Linien, drängte sich in der Mitte ein und warf sich auf die Trümmer 
der 21. Landwehrdivision, um sie abzuschneiden und zu vernichten. Die 
21. Landwehrdivision zählte nur noch 2000 Feuergewehre und schmolz im 
Kampf um den Rückzug zu einem Bataillon. Anterdessen trieb Frank fünf 
Bataillone Verstärkung auf; drei Bataillone des XIII. Korps, das am 
14. Dezember Obrenovac erreicht hatte, und zwei Landsturmbataillone, die 
aus Belgrad herangezogen wurden und sich am Cretkow Grob eingruben. 
Während das XIII. Korps am rechten Flügel auf den Lipikhügeln 
Stand faßte und die Lücke zwischen Meljak und der Save füllte, und das 
VIII. Korps sich in der Linie Meljak—Barajevo—Ripanj zu setzen suchte, 
stand Krauß mit dem syrmischen Korps an der Ralja in schwerstem Kampf. 
Er wurde am 12. Dezember von weit überlegenen Kräften angefallen, hielt 
sich aber, bis die 1. Moravadivision auftauchte, die in keckem Rösselsprung 
von Lazarevac über Arangjelovac nach Mladenovac verschoben worden 
war und nun rechts ausschwenkend gegen die Höhen von Krajkowa bara vor¬ 
ging. Der Ort Ralja wurde dadurch von beiden Seiten umfaßt und Krauß 
gezwungen, sich dem Zangengriff zu entziehen, indem er auf Ripanj auswich. 
Die Stellungen des österreichischen Zentrums und des linken Flügels waren 
unhaltbar geworden, Franks Schlachtsront zum Abbruch reif. 
Feldzeugmeister Potiorek kam endlich zur bittern Erkenntnis, daß 
alles verloren war, tvas er in zwölfwöchigen Kämpfen erobert hatte, selbst 
Belgrad, über dem erst seit zehn Tagen der Doppeladler wehte. Die Bel¬ 
grader Südfront war nicht ausgebaut, die 5. Armee völlig von Kräften, 
ohne Munition und Berpffegung und nicht mehr imstande, den waldigen 
Cretkow Grob, den hohen Avalaberg, die Donauhöhen von Mostine und 
die weitgestreckten Linien, die diese natürlichen Bastionen verbanden, in 
freiem Felde zu verteidigen. Da die 6. Armee kaum ein Drittel ihrer Streiter 
auf das nördliche Drina- und Save-Llfer gerettet hatte, war auch von ihr 
kein Beistand mehr zu hoffen. Belgrad war zu einem verlorenen Posten 
geworden. Schon drangen die Serben an der Straße Meljak—Belgrad in 
die Stellungen des VIII. Korps, schon sammelten sie sich im Topciderskatal 
Stegemanns Geschichte des Krieges IH 29
	        
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