Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Dritter Band. (3 ; 1919)

Die Schlacht an der Kolubara 
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Aber es war des Anheils noch nicht genug. Das XVI. Korps hatte 
sich vergebens an Valjevo geklammert um den Zusammenbruch zu beschwören. 
Der Serbe stieß am 8. Dezember nach und warf den Feind in wildem Straßen¬ 
kampf aus der brennenden Stadt. Da zerbrach die letzte Widerstandskraft 
des schwergeprüften, abgehetzten Korps. Kolonnen- und Batteriepferde 
verendeten in den Sielen, führerlose Äaufen, die ihre letzten Patronen ver¬ 
schossen hatten, fielen unter Äandschar und Handgranate, Versprengte und 
Flüchtlinge schleppten sich barfuß und hohlwangig in die Täler des Ab und 
des Jadar und verliefen sich in den Kukuruzfeldern der Macva. Was noch 
bei der Fahne aufrecht stand, wich fechtend gen Kozeljeva und Jautina und 
deckte den Rückzug auf Radovinei und Schabatz. Der rechte Flügel der 
6. Armee räumte das Feld. 
Potiorek wollte noch nicht an seine Niederlage glauben. Er wartete 
immer noch auf den entscheidenden Flankenangriff der 5. Armee und suchte 
die Schlacht an der Kolubara zu fristen, indem er das XIII. Korps im An¬ 
schluß an das XV. Korps noch weiter zurücknahm und gen Südosten aus¬ 
schwenken ließ. 
Das XIII. Korps, das sich am Pestanbach, nördlich von Lazarevac, 
des Feindes erwehrt hatte, ging am 8. Dezember auf Bolujak und Arapovac 
zurück und setzte sich dort als Flankenschutz und Verbindungsstaffel, um den 
Angriff Franks auf die Kosmajstellung zu unterstützen. Aber Franks An¬ 
griff kam nicht vom Fleck. Er verzettelte sich in zusammenhanglosen Kämpfen 
um die festen Stellungen, die der Serbe bei Slatina, Misljevac und Malavon 
nordwestlich und nördlich von Mladenovac angelegt hatte. Am 8. Dezember 
lächelte den Österreichern das Glück zum letztenmal. Die 7. Division stürmte 
Malavon und entriß den Serben in erbittertem Ringen die Kosmajkuppe 
samt der dort aufgepflanzten Artillerie. Zu spät — schon rollten serbische 
Verstärkungen von Arangjelovac heran, um die Lage in der Nordflanke 
sicherzustellen. 
Alexander hatte die Äauptkräfte seines linken Äeeresflügels von der Ver¬ 
folgung der 6. Armee abgerufen und rückte zur Vernichtung der 5. Armee heran. 
Da beugte Potiorek den steifen Nacken. Er gab die Schlacht verloren 
und befahl Frank, gen Belgrad zurückzugehen und sich auf die Behaup¬ 
tung dieses letzten Siegespreises zu beschränken. Doch das war leichter be¬ 
fohlen als getan, denn die Serben setzten alles daran, den Nordflügel 
ebenso gründlich zu schlagen wie den Südflügel, und rückten am 10. De¬ 
zember zum umfassenden AnMff auf die 5. Armee zusammen. Sie 
hatten gegenüber der 6. Armee nur geringe Kräfte stehen lassen, die dem 
XVI. und XV. Korps in die Macva folgten und deren Nachhuten schwer 
bedrängten. 
Potiorek suchte die Lage zu retten, indem er Frank das XIII. Korps 
zuschob. Das XIII. Korps erhielt am 9. Dezember den Befehl, sich vom
	        
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