Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Dritter Band. (3 ; 1919)

444 Der Balkanfeldzug vom 28. Juli 1914 bis 25. Jan. 1916 
Österreicher ihre Kräfte immer mehr auseinanderzerrten, wahrend der 
Gegner immer näher zusammenrückten 
Da Feldmarschalleutnant Snjaric die bosnische Kampfgruppe nach 
Überwindung des feindlichen Widerstandes bei Rogacica von der Drina 
zum Limfluß vorgeführt hatte und die Montenegriner in der Herzegowina 
untätig blieben, war Potiorek in der Lage, seine furchtbar mitgenommenen 
Armeen durch heranziehen Snjarics an den äußersten rechten Flügel der 
6. Armee zu verstärken und von Llzice gen Cacak zu lenken und Kragujevac 
aus der Südflanke zu bedrohen. Wurde die 6. Armee in der Front, die 
5. Armee aus der Nordflanke gegen die serbische Zentralstellung angesetzt, 
und gelang es, beide Kampfgruppen gleichzeitig und ungestört zur Schlacht 
zu entwickeln, so war an der Zangenkrast des konzentrischen Angriffes nicht 
zu zweifeln. Von dieser Vorstellung getragen, gab sich der Feldzeugmeister 
der Hoffnung hin, die Serben bei richtigem Zusammenwirken beider Armeen 
in der Abwehr zu fesseln und vernichtend zu schlagen. 
Aber noch war die 6. Armee nicht völlig im Besitze der Grn. Milanovac 
vorgelagerten Höhen, noch war die 5. Armee nicht schlagbereit aufmarschiert, 
noch war der Nachschub nicht geordnet, als die Serben die 6. Armee mit 
Übermacht anfielen und in eine blutige Schlacht verwickelten. Sie über¬ 
raschten Potiorek „en flagrant délit de manœuvrer“. 
Die serbische Heeresleitung handelte nach klassischen Beispielen. Sie 
ließ gegenüber Potioreks linkem Flügel der 5. Armee, die weit auseinander¬ 
gezogen zwischen Obrenovac und Grocka im Belgrader Bergland auf¬ 
marschierte und die Front nach Süden verkehrte, die Donaudivisionen als 
Flankensicherung stehen und führte die Masse des Heeres an der Straße 
von Arangjelovac nach Lazarevac und aus der Linie Grn. Milanovac— 
Cacak zum Angriff auf die 6. Armee. 
Die 1. Sumadja-, die 1. Timokdivision und die Kavalleriedivision 
rückten von Arangjelovac gegen Lazarevac vor, um den Feind in die 
Kolubara zu werfen. Die 1. Morava-, die 1. Drina- und eine frisch 
zusammengestellte Division stiegen von den Westhängen des Rudnik- 
gebirges und griffen die Golubachöhe an, um das Stavicatal und die 
Straße Grn. Milanovac—Moravci zu erstreiten. Die 2. Timok- und 
die 2. Moravadivision brachen, von der Aziceer Kampfgruppe in der 
linken Flanke gestützt, von Grn. Milanovac gegen Brezna und Banjani 
vor und machten sich daran, die Österreicher über Suvobor zurückzuwälzen. 
Die Llziceer Flankengrupps wurde zwischen Cacak und Pozega angesetzt, 
stieß in nördlicher Richtung gegen die von den Gebirglern eroberten 
Kuppen südlich des Maljenstockes vor und scheuchte die österreichischen Bor- 
truppen aus dem Moravatal. Das Ganze war ein konzentrisch wirkender 
Angriff eng zusammengefaßter Kräfte auf die 6. Armee, die sich dessen 
nicht versah und mit gelichteten Beständen im Feuer lag. Sie wurde von
	        
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