Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Dritter Band. (3 ; 1919)

Die Schlacht an der Kolubara 
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Im serbischen Hauptquartier wurde der Ernst der Lage nicht verkannt. 
Serbien stand vor einer schweren Krisis. Am das Vertrauen des Landes 
und des Leeres wieder zu beleben, trat das Kabinett Pasic zurück, um neu¬ 
gebildet wiederzukehren, eilte der gichtkranke König Peter mit den letzten 
Verstärkungen aus Nisch nach Arangjelovac, sandten die Franzosen Geschütze, 
Munition und Lebensmittel, die Engländer Geld, die Russen Siegesmeldungen 
aus Galizien und Polen, kurz, man tat alles, den Augenblick zu überwinden, 
der von Serbien ein „rétablissement stratégique“ großen Stils, eine 
Wiederaufrichtung im Geiste und im Felde, forderte. Es war in der Tat 
kein Grund, zu verzweifeln. Die strategische Lage war günstiger, als sie 
schien, falls man bereit war, Belgrad preiszugeben und auf Arangjelovac 
und Kragujevac zu weichen, alle Kräfte in engem Raum zu versammeln 
und das Vergeltungsschwert zum Gegenstoß zu zücken. 
Die Kämpfe nahmen ihren Fortgang und erfaßten den ganzen Lauf 
der Kolubara. Am 18. November war nach wenigen sonnigen Tagen 
aufs neue schwerer Regen gefallen. Er wusch den Schnee von den Bergen 
und wurde von den Serben als Bundesgenosse begrüßt. Die Zuflüsse der 
Kolubara wuchsen über Nacht zu reißenden Strömen, und der Spiegel 
des Flusses hob sich rasch um einen Meter über den herbstlichen Wasser¬ 
stand. Die Macva wurde in einen Morast verwandelt und die Karren¬ 
wege des Sokolokagebirges ertranken im Schlamm. Die Not der Öster¬ 
reicher stieg, aber sie ließen sich durch die Schwierigkeiten des Nachschubs 
an Kampf- und Erhaltungsmitteln nicht abhalten, den Angriff fortzusetzen 
und den Feind zu bedrängen. Am 19. November führten die österreichischen 
Generale ihre Leute zum Sturm auf die Brückenköpfe der Kolubara. Am 
Anterlauf des Flusses wateten sie durch Morast und überschießendes Loch- 
wasser, in der Mitte suchten sie die Straße Lazarevac—Arangjelovac zu ge¬ 
winnen, und auf dem rechten Flügel rangen sie sich in ausgewaschenen Runsen 
und durch weiße, von Rauhreif glitzernde Wälder zu den Flanken des 
Maljenstockes empor, um die gen Grn. Milanovac und Cacak absteigenden 
Täler zu gewinnen. Es wurde kein rauschender Sieg, zäh klebte die Schlacht. 
Da die österreichischen Batterien zum großen Teil auf den zerfahrenen 
Karrenwegen liegengeblieben waren, behielten die Serben im Geschützkampf 
die Oberhand. Den greifbarsten Vorteil errangen die Österreicher in der 
Mitte. Lier gelang es der 21. Landwehrdivision, die Kolubara zu über¬ 
schreiten und den Feind auf Lazarevac zu werfen. Im Gebirge geriet der 
Angriff fest. 
Anter unsäglichen Schwierigkeiten rangen die Österreicher um den 
Erfolg. Anbeschuht, unverpflegt, von der Artillerie im Stich gelassen, mit 
Patronen geizend, lagen sie in verschlammten Flußniederungen und an 
reisbeschlagenen Längen in entsagungsvollem Kampf. Potiorek warf alles 
in die Schlacht, was er unter den Länden hatte, und erstritt vom 18. bis
	        
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