Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Dritter Band. (3 ; 1919)

Die Schlacht an der Wereszyka 
279 
Stützen und Krücken der Verteidigung und waren gewissermaßen in die 
Flanke gerückt worden, als Mackensen über den San vorbrach. Rußlands 
strategischer Kompaß geriet in unheilvolle Verwirrung und zeigte eine 
völlige Verkehrung der Front an. Der Großfürst konnte nicht mehr daran 
denken, aus Polen gen Norden oder Westen auszufallen. Er hatte seinen 
letzten großen Gegenzug getan, als er die Würfel zwischen Dnjestr und 
Pruth ausschüttete und bei Kolomea durchzubrechen suchte. Es gab für 
ihn an San und Weichsel kein Vorwärts mehr. Aber rückwärts wich er 
nur nach schweren Kämpfen und brach und brannte alles hinter sich ab, 
um dem Sieger den Vormarsch zu erschweren. 
Der Russe kämpfte auch diesen Kampf mit vorbildlicher Zähigkeit, und 
einer gewissen brutalen Größe und entfaltete am 16. Juni in Galizien noch 
einmal Kraft und Willen, das Schicksal zu meistern. Er suchte sich durch 
Gegenstöße aus der äußersten Südsianke Luft zu machen und griff bei Ra- 
raneze an, um auf Czernowitz durchzubrechen. Es gelang ihm, die Nord- 
flanke des gegen Beßarabien gewendeten Flügels der Verbündeten so 
ernstlich zu bedrohen, daß sich dieser zurückziehen und um Czernowitz zur 
Abwehr ballen mußte. Gleichzeitig griffen die Russen die Brückenköpfe 
von Zaleszscyki, Potok Zloty und Koropiec an, wo Pflanzer-Baltin auf 
dem Nordufer des Dnjestrstromes Fuß gefaßt hatte. Was von Österreichern 
auf dem Nordufer stand, wurde Tag und Nacht bestürmt und zuletzt gegen 
den Strom gedrängt. 
Auch die Südarmee trug schwere Last. Linsingen erwehrte sich am 
15. Juni neuer starker Angriffe, die ihn vom Dnjestrufer gegen die Linie 
Drohobycz—Stryj zurückzudrängen suchten. Die Fesselung Linsingens war 
für Iwanow von gesteigerter Wichtigkeit, nachdem er von der Wisznia 
auf die Wereszyka gewichen war. Am so lebhafter war Linsingens Be¬ 
streben, sich von dem auf ihm lastenden Druck zu befreien und den Angriff 
auf Lembergs Südflanke wieder aufzunehmen. Da die Südarmee nach den 
schweren Kämpfen der ersten Iunidekade zur Durchführung dieses Angriffs 
nicht mehr stark genug war, hatte die deutsche Leeresleitung noch einmal 
in ihre Bestände gegriffen und ihr das X. Reservekorps zur Lilfe gesandt. 
Es eilte in Gewaltmärschen nach Stryj, um Linsingen instand zu setzen, 
den Dnjestrstrom zu bezwingen. Eine neue Wende kündigte sich an. 
Die Schlacht an der Wereszyka 
Die ganze Ostfront befand sich in Erregung, als Mackensens Laupt-, 
macht zur Schlacht entwickelt von der Wisznia an die Wereszyka rückte 
und den Angriff auf Rawa-Ruska und Lemberg wieder aufnahm. Mackensen 
hatte sich entschlossen, den Kampf ohne Zögern und mit dem Einsatz der
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.