Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Dritter Band. (3 ; 1919)

Die zweite Schlacht bei Pper» 
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Tage darauf die Nebel sanken und die zerschlagene, struppige Waldkuppe 
wieder in die Sonne trat, stand in den Dörfern der Ebene alles bereit. 
Am 27. April bebte der Berg zum zweitenmal unter dem Aufschlag 
deutscher Granaten; verstärkte Jnfanteriewellen brandeten zur Kuppe empor 
und brachen durch rasendes Gewehrseuer in die verschanzte Gipfelstellung. 
Der Sturm zerriß den Außenring, der sich 100 Meter unterhalb des 
Kuppenrandes hinzog, krallte sich an der Ostkante fest und warf den Feind 
am Tage darauf im Handgemenge auf den Sattel zur Jägertanne. Vom 
Sattel her verstärkt, kehrten die Franzosen zum Gegenangriff zurück und 
warfen den Feind am Abend wieder gegen den Gipfel. Aus der nackten 
Kuppe kam es zu verworrenem Landgemenge, das sich stundenlang hin 
und her wälzte und auch am Tage darauf fortgesetzt wurde. Endlich schieden 
sich die Streiter. Die Deutschen behaupteten die größere Lälfte der stachen 
Kuppe und die Ostflanke des Berges, die Franzosen die kleinere Westhälfte 
und den Sattel. Erschöpft ruhten die Parteien nach zweitägigem Ringen 
Graben an Graben auf der verwüsteten Gipfelstätte. Die Artillerie schwieg, 
denn Feind und Freund lagen sich so hart gegenüber, daß eine Beschießung 
unmöglich geworden war. In dieser Verkämpfung erstarrte das Ringen um 
den Lartmannsweilerkopf. Die Deutschen hielten den Vorsprung der Aus- 
sichtskanzel besetzt und beraubten die Franzosen dadurch des Blickes auf die 
Ebene, die Franzosen hielten den kleineren Teil der zum Sattel absteigenden 
Kuppe und sperrten den Deutschen die Wege zum Molkenrain und zur Lerren- 
stuh. Ein Zwischenraum von 5 Metern trennte die feindlichen Gräben auf der 
Lochfläche des blutgetränkten „Vieil Armand". Von einem zweifachen 
Stellungslabyrinth durchfurcht, vom grünen Qualm der Mineneinschläge 
gefleckt und von unaufhörlichen Grabenkämpfen geschüttelt, blieb er fortan 
zwischen den Gegnern geteilt und verblaßte allmählich in den Annalen des 
Krieges. 
Die zweite Schlacht bei Bpern 
Der Kampf um den Salienten von Bpern währte länger und griff 
tiefer in das strategische Gefüge der Westfront als das Ringen um den 
Lartmannsweilerkopf. Von den großen Verbindungsknoten der englisch- 
französischen Angriffsfront, Bpern, Arras, Albert, Compiègne, Soissons, 
Reims, Verdun und St. Die, war Bpern einer der wichtigsten. Am seinen 
Besitz war im Spätherbst bei Bixschoote, Langemark, Paschendaele, Ghelu- 
velt und Zillebeke gerungen worden, um ihn erhob sich am 27. April 1915 
ein neuer Kampf. Die Armee Lerzog Albrechts von Württemberg, die im 
November vor Langemark und Paschendaele auf unüberwindlichen Wider¬ 
stand gestoßen war, setzte in dieser Frühlingsschlacht alles daran, den weit¬ 
ausladenden Brückenkopf zu zertrümmern, der drohend in die flandrische 
Stegemanns Geschichte des Krieges III 12
	        
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