Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Dritter Band. (3 ; 1919)

Die Erstürmung des Zwinin und des Osiry 167 
reichischer Batterien stand, ohne zu wanken. Aber allmählich erlahmte ihre 
Kraft, und als Lofmanns linker Flügel nach tagelangen Kämpfen im Orawa- 
tal Fuß faßte und sich an der Nordwestflanke des Berges emporzog, 
begann ihre Abwehr zu bröckeln. Von Stufe zu Stufe stieg der Angriff 
zu den Sätteln empor, die die einzelnen Kuppen verbanden. Von der 
Artillerie zerschossen, von der Infanterie umfaßt, fiel eine Stellung nach 
der anderen. 
Am 24. April beginnt der Angriff auf den Lauptstützpunkt der Be¬ 
festigung, die Löhe 1026. Durch zerrissene Drahtverhaue und zerschossene 
Schanzen wälzen sich die gelichteten Schwarmlinien gegen die Kuppe, um 
die der grüngelbe Rauch der Flügelminen hängt, und überfluten die Laupt- 
stellung der finnischen Schützen. Lofmanns Lonveds und Bothmers rechte 
Flügelgruppe graben sich auf der eroberten Löhe ein. Am Tag darauf 
werden die russischen Gegenangriffe, die von Tuchla ausgehen, an Ort und 
Stelle abgeschlagen und die Flankengräben am Ostrand des Ostry gesäubert. 
Die Russen weichen wieder gen Tuchla, um sich hinter den nächsten Berg- 
kulissen zu setzen, und lassen das Orawatal und den Schlüssel zum Oportal 
in der Land der Südarmee. Iwanow fürchtet für Stryj und sendet Ver¬ 
stärkungen. Fünf Tage lang läuft der Russe an, um die verlorenen Stel¬ 
lungen wieder zu erobern, aber er vermag das Glück nicht mehr zu wenden. 
Zwinin und Ostry bleiben in Linsingens Besitz. 
Iwanow wird unruhig und beginnt sprunghaft zu handeln. Er treibt 
bald hier, bald dort seine Armeen zum Angriff und sucht die Karpathen- 
schlacht aus der Erstarrung zu erlösen, während die Verbündeten sich zu einem 
großen Angriffsunternehmen rüsten. Er will sie binden und ihre Vorberei¬ 
tungen stören, er kämpft nicht mehr ftei und ungehindert, sondern unftei 
und gefesselt. Er hat am 21. und 22. April am Azsoker Paß heftige Angriffe 
ausführen lassen, um Szurmays Magyaren über den Paß zu stürzen, ist 
aber im Nahkampf abgeschlagen worden. Er hat den Versuch gemacht, bei 
Nagypolany ins Czirokatal einzubrechen und das Beskidenkorps in der 
rechten Flanke zu fassen, und ist blutig abgewiesen worden. Er ist an der 
Regetowka angegriffen worden und ins Gleiten gekommen. Am 25. April 
sieht er sich aus der ganzen Linie in die Verteidigung zurückgeworfen und 
gebändigt. Die im März erstrittenen Angriffsstellungen sind rascher ge¬ 
schmolzen als der Karpathenschnee, unter dem nahezu eine Viertelmillion 
seiner besten Streiter gebettet liegen. Geschützdonner hallt über die Gräber 
der letzten Angriffsarmee, die Rußland aus dem Chaos des Winterfeldzuges 
gerettet hatte, und täuscht den Fortgang einer Schlacht vor, die für den 
Zaren unwiderruflich verloren ist. 
Daran kann auch Joffres Frühlingsfeldzug nichts ändern, der um 
diese Zeit mit neuen Loffnungen voll alter Kampflust aus den verschlammten 
Gräben steigt.
	        
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