Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Dritter Band. (3 ; 1919)

166 Der Feldzug im Osten vom 21.Febr. bis 25. April 1915 
den Feind. Am 9 Ahr wälzte sich der Sturm gegen die Gipfelschanze, in 
der sich die Russen zum letzten Widerstand zusammendrängten. Sie harrten 
vergebens aus Entsatz von Orawzye, denn was dort gestanden hatte, war 
schon in den Kampf mit der Garde hineingerissen worden. Am 10 Ahr 
stürmte die 1. Division mit wildem Lurra die Kuppe 943 und warf die Russen 
über den nach Koziowa streichenden Grat, schwenkte aus und brach nach 
Norden durch, wo die Gardedivision am Lang der Löhe 1001 Schritt für 
Schritt Boden zurückerobert hatte und den Gegner gerade in seine alten 
Stellungen wälzte. 
Als die Spitze der 1. Division auf dem Sattel auftauchte, war es um 
die Russen geschehen. Von vorn gepackt, in der linken Flanke und im Rücken 
bedroht, wichen die Verteidiger der Westkuppe in Auflösung gegen den 
Nordhang auf Rykow und ließen den Zwinin und zahlreiche Gefangene in 
den Länden der Sieger. Zwischen den erstürmten Kuppen trafen sich die 
Vorkämpfer der beiden deutschen Divisionen, die ihre Vereinigung buch¬ 
stäblich durch den Feind hindurch vollzogen hatten. And so gewaltig war die 
Ergriffenheit, die die stämmigen, wortkargen, von der Kriegsfurie geschüttelten 
Leute erfüllte, so schwer erkauft der Sieg, den sie auf dieser Schädelstätte 
errungen hatten, daß sie vom Ernst der Stunde überwältigt einander schluch¬ 
zend in die Arme sanken. Der Zwinin war genommen und damit der Still¬ 
stand in der Karpathenschlacht überwunden. 
Ohne Zaudern schaffte Bothmer in den nächsten Tagen das Geschütz 
auf die Löhen und nahm das Orawatal und den Ostry unter Flankenfeuer, 
um dem Korps Lofmann den Sturm auf den Ostry zu erleichtern, zu dem 
alsbald deutsche und österreichische Truppen antraten. 
Linsingen ries auf der ganzen Linie zum Angriff. Das Korps Gerok 
ging gegen den zäh verteidigten Czyrak vor, das Korps Lofmann griff den 
Ostry an, Bothmers 1. Division schwenkte gegen die Linie Ostry—Koziowa— 
Magura ein und die 3. Gardedivision rückte aufMadracz, wo ihr Szurmays 
38. Division die Land reichte. Die Russen sahen sich auf der ganzen 
Linie zwischen der Swica und dem Stryj angefallen und festgehalten. 
Brussilows Kampf um Virava und Lupkow wurde dadurch bedeutend 
erschwert. 
Linsingens Lauptangriff galt dem Ostryvrch. Schnee und Regen schlug 
ins Gelände und trübte die Sicht, als Lofmann sich zum Sturm auf den 
klotzigen Bergstock fertig machte. In graue Dünste gehüllt lag der Ostry 
drohend am Weg nach Tuchla, den er der Länge nach beherrschte. Von der 
Orawa, der Brymawka und dem Akiernik umflossen, türmte der Ostry Kuppe 
neben Kuppe und starrte von Gräben und Verhauen. Die finnischen Schützen¬ 
regimenter, die auf den Köpfen und in den Falten des Bergstockes verschanzt 
lagen, hatten den Befehl erhalten, ihre Stellungen bis zum äußersten zu 
verteidigen. Sie gehorchten und hielten im Kreuzfeuer deutscher und öfter-
	        
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