Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Dritter Band. (3 ; 1919)

Die Erstürmung des Zwinin und des Ostry 
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lajewitschs letzten großen Feldzugsplan bachab. Vergeblich war alles, was 
er getan, vergeblich die Vorstöße im Norden, wo Lindenburg schon auf 
Vergeltung für Memel und Tauroggen sann, vergeblich das Leranholen 
der Belagerungsarmee von Przemysl, vergeblich der Einsatz der neuen 
Armee, die in den Läsen des Schwarzen Meeres bereitgestellt worden war, 
um durch die Dobrudscha nach Konstantinopel zu marschieren und statt dessen 
zwischen demDnjestr und dem Pruth in die Schlachtlinie rückte! Die große 
Durchbruchsschlacht war für die Russen verloren. 
Doch der Großfürst wollte sich nicht besiegt bekennen, sondern erneuerte 
den Kampf. Die Schlacht brannte fort und schleppte sich in blutiger Ver- 
kämpfung weiter. Die Verbündeten versuchten den Gegenangriff, der 
ihnen das Lest in die Land gestoßen hatte, zum Angriff zu gestalten, die 
Russen suchten die Gegenstöße abzuwehren und sammelten Kraft, um 
selbst wieder zum Angriff überzugehen. Der nächste Schlag fiel anr Zwinin. 
Linsingen warf das bestimmende Gewicht in die wieder ins Gleichgewicht 
zurückgeschnellten Schalen. 
Die Erstürmung des Zwinin und des Ostry 
Die Russen waren auf dem Zwininrücken allmählich in Bedrängnis 
geraten, da die Gräben der 3. Gardedivision und der 1. Infanteriedivision 
höher und höher zu ihnen emporstiegen und sie enger und enger umschlossen. 
Am sich Lust zu verschaffen, machten sie am 9. April einen Ausfall von der 
Westkuppe und warfen sich in der ersten Frühe nach kurzer Beschießung mit 
Landgranaten und Bajonett auf die Gräben der Garde. Sie durchbrachen 
die erste Linie und drangen stürmend in die zweite ein. In verbissenem Ringen 
rollten die Gegner den Lang hinab. Als deutsche Reserven eingriffen, 
gelangte der Kamps an der Lalde zum Stehen. Da rief Bothmer, un¬ 
bekümmert um das Ringen auf den Längen der Westkuppe, die 1. Division 
zum Sturm auf die Ostkuppe. Schwere Flügelminen schlugen in die russische 
Gipfelschanze und brachen dem Angriff Bahn. Kurz darauf keuchte der 
Sturm der Ostpreußen über das Niemandsland und die Gräber ungezählter 
Toter bergan. 
Der Verteidiger, der seine Aufmerksamkeit auf den Kampf um die 
Westkuppe gerichtet hatte, wurde vollkommen überrascht, wehrte sich aber in 
seinen Trichterstellungen und Anterständen bis aufs Messer. Zwischen den 
zersplitterten Baumstümpfen des kahlgeschoffenen, von Granaten aufge¬ 
wühlten Bergrückens kam es in schmelzendem Schnee und kältendem Regen¬ 
wind zu blutigem Landgemenge. Die Ostpreußen wußten, daß es diesmal 
kein Zurück mehr gab. Welle auf Welle flutete den Lang empor und brach 
durch das Feuer russischer Maschinengewehre und platzender Landgranaten in
	        
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