Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Dritter Band. (3 ; 1919)

Der Angriff der Russen im Laborczatal 
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drängnis gebracht. Das X. Korps wich fechtend ins Laborczatal auf Legye- 
szaba und Virava. Lier grub es sich in der Nacht auf den 24. März im 
Kugelregen der unermüdlich stürmenden Russen aufs neue ein und suchte dem 
Feind den Weg in den Rücken der 2. Armee zu verlegen, deren entblößte 
linke Flanke schon zum Einschwenken lockte. Boehm-Ermolli war noch 
größeren Gefahren ausgesetzt, denn er stand schräg auf dem Lauptkamm 
des verschneiten Gebirges in einer ausgesetzten Stellung, die in scharfem 
Bogen an der Straße Baligrod—Lisko über den Karpathenwall vorsprang 
und von doppelseitiger Amfassung bedroht war. 
Die russischen Angriffe trafen die 2. Armee schon am 20. März mit 
so ungestümer Gewalt, daß der rechte Flügel sich rückwärts sammeln mußte 
und Boehm-Ermollis Mitte am 27. März eingedrückt wurde. Trotzdem 
gelang es den Österreichern, sich auf dem Gebirgskamm so lange zu behaupten, 
bis die Gefahr eines Zusammenbruchs beschworen war. Szurmay hielt den 
Azsoker Paß und wahrte die Verbindung mit dem an der Baligroder Straße 
auf die Gebirgsscheide zurückgehenden Zentrum, und der linke Flügel wich 
nur Schritt für Schritt und klammerte sich an den Lauptkamm, um Schulter 
an Schulter mit Boroevies X. Korps die rasenden Stürme der Russen bei 
Virava abzuwehren. Die Kämpfe Boehms und Boroevies verflochten sich 
zu einem verzweifelten Ringen um die Sperrung des Laborcza- und des 
Ondawatales, in dem ihre Kraft wegtropste wie eine Kerze. Iwanows 
Überlegenheit war nach dem Falle Przemysls so groß geworden, daß er die 
Armee Boroevie auf den Lügeln des Ondawatales und in den Mulden 
der Duklasenke nach und nach zerreiben konnte. Am 25. März begann der 
Widerstand der Österreicher zu erlahmen. Von Virava bis Zboro bröckelte 
die Front. Ströme von Verwundeten flössen nach Bartfeld, nach Sztropko 
und nach Lomonna und erzählten von der Krisis der Karpathenschlacht, 
in der Österreich-Angarns Schicksal auf dem Spiele stand. Am 27. März 
drohten die Russen ihre Gegner zwischen Zboro und Virava vollends zu 
übermannen. Da schritten die alpenländischen Regimenter unter der Führung 
des Feldmarschalleutnants Fabini und des Generalmajors Laustein zwischen 
Zboro und Smerekowice zu verzweifeltem Gegenangriff auf die Jaworzynka- 
und Regetowkahöhen. 
Der Schnee war verharscht, die steilen Länge vereist und der Russe 
lag hinter rasch geflochtenen Drahtverhauen. Der opfermutige Ansturm 
der gelichteten österreichischen Regimenter vermochte sich nicht Bahn zu 
brechen und kam an den Vorkuppen der Jaworzynka zum Stehen. Als der 
Bleihagel die vor den russischen Lauptgräben kauernden Schützen vollends 
zu vernichten drohte, ging Fabini am 28. März fechtend auf das Westufer 
der Regetowka zurück. Am dieselbe Zeit wichen Berndls Reiter und die 
Trümmer der 1. Landsturmbrigade an der Ondawa gegen das Tapolytal, 
um sich bei Kurina noch einmal zu setzen.
	        
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