Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Dritter Band. (3 ; 1919)

Die zweite Belagerung von Przemyfl 149 
setzte der Erzherzog bei Gorlice zu einem Stoß an, der erlösend wirken konnte, 
wenn ihm die nötige Kraft innewohnte. Die 4. Armee hatte den Russen 
am 25. Februar in örtlich gebundenen Gefechten östlich Grybow einige 
Stützpunkte entrissen, begegnete sieben Tage später einem russischen Angriff 
an der Biala südöstlich Zakliczyn, feuerte bei Otsinow am Unterlauf des 
Dunajec auf russische Brückenschläge und griff nach diesen Vorkämpfen 
am 8. März an der Sekowa westlich und südlich von Gorlice an. Fünf Tage 
und Nächte rang der Erzherzog um den Erfolg, indem er die Linie Malastow— 
Sekowa—Gorlice zu durchbrechen suchte. Das XIV. Korps suchte die 
Sekowalinie in raschem Überfall zu sprengen und die erste Bresche zu schlagen. 
In klarer Frostnacht traten die Tiroler zum Sturm an und wühlten sich 
über Länge und Erdrisse an den ruhenden Feind. Der hatte nur spärliche 
Posten aufgestellt und vertraute auf die Weglosigkeit des Geländes und 
seine tiefgegliederten Linien. Als der Morgen graute, warf sich das 1. Kaiser¬ 
jägerregiment auf den großen Meierhof und das Dorf Sekowa. Trotz des 
rollenden Abwehrfeuers wurden Los und Dorf, Kirchhof und Kirche in 
einem einzigen Anlauf genommen. Aber es gelang mcht, den Erfolg aus¬ 
zubeuten, denn rings starrten befestigte Waldhügel, die den Sekowagrund 
völlig beherrschten. Schweres Geschützfeuer schlug in die rechte Flanke der 
nach Norden einschwenkenden Jäger, verheerte Sekowa und heftete auch 
das 4. Regiment, das zur Verstärkung herbeieilte, an den Boden. Der 
Erzherzog suchte in neuen Stößen vergeblich gegen Iaslo und Zmigrod 
Raum zu gewinnen. Am 11. März sah er seine Angriffsflügel von Gegen¬ 
stößen getroffen, die sich mit dem allgemeinen Angriffssturm der Russen 
aus die 2. und 3. Armee zu einer Massenhandlung verflochten. 
Auch vor Gorlice wurde hart gekämpft. Anfangs brachen die Öster¬ 
reicher an der Bahn Grybow—Gorlice langsam Bahn, rafften Gefangene 
und Maschinengewehre an sich, doch bald siel der Angriff in örtlich ge¬ 
bundenen Gefechten auseinander und endete im Ringen um den Kirchhof 
von Gorlice. Am 15. März war der letzte Versuch der Österreicher, die 
Landlungsfreiheit zu erlangen und Iwanow im allgemeinen Angriff zuvor¬ 
zukommen, als gescheitert zu betrachten. Es galt nicht mehr, Przemyfl zu 
entsetzen, sondern sich selbst zu helfen und die Karpathenfront vor drohendem 
Zusammenbruch zu bewahren. 
Die zweite Belagerung von Przemyfl 
Als die Österreicher zur bitteren Erkenntnis kamen, daß sie Przemyfl 
nicht mehr erretten konnten, war die Sanfeste schon reif zum Fall. Sie 
hatte brav gekämpft und viel gelitten, seit sie sich selbst überlaffen worden 
war. Am 8. November 1914 waren die letzten Staffeln der österreichisch-
	        
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