Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Dritter Band. (3 ; 1919)

148 Der Feldzug im Osten vom 21. Febr. bis 25. April 1915 
rischen Ringen um einzelne Löhenstellungen und Talsperren die in wieder¬ 
holten Stürmen von Land zu Land gingen. Zur Vergeltung griff Boehm- 
Ermollis linker Flügel die Lohen an, die das Tal der Laborcza beherrschten, 
und schlug sich Tag und Nacht. Auf beiden Seiten wurden Gefangene 
gemacht und Versprengte aufgelesen, wehrten sich abgeschnittene Besatzungen 
in umgangenen Verhauen bis auf den letzten Mann, rafften Granaten, 
Kugel und Bajonett die Streiter hinweg. Doch allmählich machte sich 
die russische Übermacht geltend, und am 12. März sah sich Boehm- 
Ermolli überall in die Verteidigung gedrängt. Er wurde genötigt, den 
gewaltsamen Vorstoß auf Baligrod und die Angriffe im Laborczatal ein¬ 
zustellen. Am 14. März kämpfte die 2. Armee auf der ganzen Linie zwischen 
dem Azsoker Paß und dem Sattel von Lupkow in die Abwehr gedrängt. 
Unermüdlich lief der Russe an, unermüdlich wies ihn der Verteidiger ab. 
So zogen sich die Kämpfe bis zum 20. März hin, ohne daß eine Entscheidung 
gefallen wäre. Sie lag in der Land der Reserven. 
Die Österreicher schanzten hinter der Feuerlinie unverdrossen, um rück¬ 
wärtige Stellungen vorzubereiten. Boehms Kräfte schwanden, sein Kampf 
wurde zu einem Ringen um Zeitgewinn, rascher Ersatz tat not, ehe dem 
Gegner abermals neue Verstärkungen zuwuchsen und überschwellende Über¬ 
macht den Damm zerriß, den die 2. und 3. Armee in der Duklasenke und 
in den Tälern der Ondawa, der Laborcza und auf den Löhen des Gebirgs 
bis zum Azsoker Paß errichtet hatten. 
Gorlice und Dukla 
Unterdessen bereitete sich die 4. Armee auf einen Gegenstoß vor. 
Conrad lieh dem fruchtbaren Gedanken an einen Flankenangriff in der 
Richtung Iaslo-Sanok Gestalt. Gelang es dem Erzherzog, den Stahl in 
Dimitrieffs Duklaflanke zu bohren und den überwältigenden Gegenangriff 
der Russen dadurch zu lähmen, so war die Krisis beschworen. Erzherzog 
Josef Ferdinand erhielt den Befehl, zwischen Askieruskie und Gorlice die 
Sekowalinie anzugreifen, Gorlice zu umfassen und auf Zmigrod—Jaslo 
in den Rücken der bei Zboro fechtenden Russen durchzubrechen und die 
großen galizischen Rochadelinien der Russen zu zerschneiden. Es war ein 
Versuch mit unzureichenden Mitteln, aber gezeitigt von der Not und ge¬ 
tragen von einem großen strategischen Gedanken. 
Während Psianzer-Baltin bei Nadworna und Delatyn rang, Linsingen 
am Menezul und Zwinin kämpfte, Szurmay auf der Ost- und Nordflanke 
des Azsoker Passes standhielt, Boehm-Ermolli von Wetlina bis Lupkow 
und Boroevic zwischen den Sätteln von Lupkow und Konieezna verkämpft 
lagen, also auf der ganzen Linie Angriffe und Gegenangriffe sich verflochten.
	        
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