Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Dritter Band. (3 ; 1919)

Die Kämpfe bei Memel und Tauroggen 135 
Reichswehr zu Fuß und zu Pferd, Marineinfanterie und Ersatzbatterien 
aufzubieten, um rasch eine stärkere Kampfgruppe aufzustellen und auf die 
Lage bei Suwalki Einfluß zu gewinnen. Trotzdem war er erst am 15. März 
imstande, 15—20 000 Mann in Bewegung zu setzen. Da die Zeit drängte, 
bildete er auf gut Glück zwei Kolonnen und trat den Vormarsch auf 
Memel und Tilsit von Libau und Schaulen getrennt an. Die Laupt- 
kräfte rückten, von ihm selbst geführt, 8 bis 10 Bataillone und 20 Geschütze 
stark von Schaulen über Keliny und Tauroggen auf Tilsit. Eine kleinere 
Gruppe ging, 6 bis 8 Bataillone stark, unter dem Befehl des Obersten 
Rebrikow auf der Küstenstraße gegen Memel vor. 
Lindenburg hatte die Verteidigung des Flankenraums zwischen dem 
Njemen und der Küste dem Landsturm überlasten müssen und ihn angewiesen, 
die Linie Tauroggen—Memel zu sichern. Bei Tauroggen standen 16 Kom¬ 
pagnien und ein paar Geschütze, bei Memel zwei Bataillone. Zwischen 
den besetzten Endpunkten lief eine dünne Sicherungskette von Iurburg am 
Njemen bis Nimmersatt am Ostseestrand. Da eine Front von 135 Kilo¬ 
meter Länge zu verteidigen war, beschränkte man sich auf die Aussetzung 
von Feldwachen und hielt die Lauptkräfte zur Sperrung der Straße 
Scharllen—Tauroggen—Tilsit und des Tilsiter Flankenraumes an den 
Äsern des Juraflusses zusammen. 
Die Russen griffen zuerst Memel an. Zwei Kolonnen rückten gegen die 
Stadt. Am 17. März erreichte die Nordgruppe, von Oberst Rebrikow 
geführt, die Linie Polangen—Krethingen und drängte die deutschen Vor¬ 
posten auf Nimmersatt und Bajohren zurück. Lier setzten sich die Deut¬ 
schen und verwickelten den Feind in ein heftiges Feuergefecht. Rebrikow 
wurde gezwungen, auf das Eingreifen der zweiten Kolonne zu warten, die 
von Osten in» Anzug war. Als sie in der rechten Flanke der Verteidiger an¬ 
gelangt war, gab Rebrikow Befehl zum Angriff. Der Lauptangriff erfolgte 
von Norden und fesselte die deutsche Lauptkraft, während die Ostgruppe bei 
Gorsdhy den Mingefluß überschritt und der Besatzung den Rückzug nach 
Süden verlegte. Der Führer der schwachen deutschen Kräfte, Oberstleutnant 
Eonradi, wich fechtend in der Richtung auf den Lasen, sprengte die Brücken 
und setzte unter dem Schutze seiner Maschinengewehre in Booten und Prahmen 
auf die Nehrung über, um den Strandweg nach Königsberg zu gewinnen. Am 
Abend des 18. März war Rebrikow Lerr der Stadt, aber die Deutschen 
entronnen. Die zuchtlose russische Reichswehr hatte auf dem Vormarsch übel 
gehaust. Sie legte Dörfer und Löse in Asche und plünderte in Memel. 
Anterdessen war die russische Lauptkolonne bei Tauroggen zum Schlagen 
gekommen. General Apuchtin bediente sich seiner Übermacht, umfaßte die 
deutsche Stellung und suchte den tapfer kämpfenden Landsturm einzuschließen. 
In heftigen Gegenstößen erwehrten sich die Deutschen, die nur wenige Ge- 
schütze besaßen, des Feindes und hielten ihn zwei Tage in Schach. Da schritt
	        
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