Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Dritter Band. (3 ; 1919)

Die Kämpfe am Njemen 
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Da der Großfürst auch an der Dubissa, am Njemen und am Bobr 
Verstärkungen ins Feld führte, entbrannten um die Frühlingswende im 
ganzen Vorgelände der polnischen Nordfront von Kowno bis Nowo- 
georgiewsk blutige Gefechte, in denen die Nüssen als Angreifer auftraten 
und die deutschen Linien unbekümmert um die rasch wachsenden Verluste 
immer wieder berannten. 
Die Kämpfe am Njemen 
Im russischen Hauptquartier schlugen die Pulse wieder voll und 
leidenschaftlich. Gestärkt durch die Nachricht, daß die Franzosen in der 
Champagne zur entscheidend geplanten Schlacht geschritten waren und die 
Engländer sich anschickten, mit neu entstandenen Armeen gegen Lille vorzu¬ 
rücken, und angefeuert von dem mächtigen Kanonendonner, der verheißungs¬ 
voll von den Dardanellen tönte, deren Eroberung der Entente den Sieg 
geben und Rußland zum Äerrn von Konstantinopel machen mußte, 
ließ die russische Heeresleitung noch einmal die Brunnen russischen Blutes 
springen und warf die Blüte des. Volkes in den Kamps. Es entsprach der 
unbeherrschten russischen Art, dabei wieder zu viel aus einmal zu unter¬ 
nehmen. Nikolai Nikolajewitsch sandte die neuaufgestellte 10. Armee von 
Olita, Grodno und Ossowiez gegen Suwalki und Augustow vor, trieb 
Plehwe, seinen Erfolg am Orzyc auszugestalten und von Lomza, Ostro- 
lenka, Prasznysz, Eiechanow und Plonsk den Vormarsch auf Willem¬ 
berg—Soldau aufzunehmen, und machte sich zur gleichen Zeit bereit, in 
Galizien den Hauptangriff zu führen, mit den Armeen Iwanows die Kar- 
pathenpässe zurückzuerobern und in die strategische und politische Flanke 
der Mittelmächte einzubrechen. 
Doch bald zeigte sich, daß die Winterschlacht in Masuren nicht unge¬ 
schehen gemacht werden konnte. Wohl kam es im Orzycbogen zu schweren 
Zusammenstößen, in denen Gallwih die Linie Mlawa—Debs—Szumsk— 
Iednorozec gegen unzählige Anläufe eines rücksichtslos stürmenden Feindes 
verteidigen mußte, wohl würde an den Straßen, die von Ostrolenka am 
Omulew auf Myszymec und von Lomza an der Skroda und Wissa aufwärts 
nach Kolno und Stawisti führen, in Sumpf und Bruch lebhaft gekämpft, 
wohl hielt sich die Bobrfeste Ossowiez gegen jede Bedrohung, aber die Süd¬ 
flanke Masurens blieb den Russen verschlossen und auch bei Augustow 
reiften ihnen keine strategischen Früchte. 
Hier hatten sich nach der Waffenstreckung der Armee Sievers seltsame 
Verhältnisse herausgebildet. Während Gallwih um Prasznysz kämpfte, 
war Eichhorn drohend gegen den Njemen vorgerückt und hatte sich am 
Sttom und unter den Außenfesten von Grodno mit den Generalreserven der 
Stegemanns Geschichte des Krieges III 9
	        
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