Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Dritter Band. (3 ; 1919)

128 Der Feldzug im Osten vom 21. Febr. bis 25. April 1915 
schwanden dem Verfolger in dampfendem Nebel, der sich grau und feucht 
über die Prasznyszer Niederung wälzte und der Verfolgung die Kraft nahm. 
Die Armeeabteilung Gallwitz ging auf der ganzen Linie zurück, der linke 
Flügel unter blutigen Kämpfen und schwer bedrängt, der rechte ohne sonder¬ 
liche Gefährdung. Zwischen Wkra und Weichsel lösten sich die Deutschen 
leicht vom Feinde und sehten sich schon auf der Linie Plozk—Racionz, um 
dem Angriff des kühn gewordenen Gegners Trotz zu bieten. Zwischen Wkra 
und Orzyc waren sie kaum imstande, sich den Verfolger vom Leibe zu halten, 
und verloren zahlreiche abgeschnittene, erschöpfte und blutende Leute und 
niedergebrochenes Geschirr. Doch als Plehwe, in Sicherheit gewiegt, seine 
Korps zur Verfolgung weiter vortrieb, um d-m Rückzug des linken deutschen 
Flügels in Flucht zu verwandeln und dem alten Plane gemäß auf Soldau 
und Chorzele durchzubrechen, traf er am 1. März plötzlich auf unerschütter¬ 
lichen Widerstand. Die anstürmenden Verfolger stießen unversehens auf 
Schützengräben und Batteriestellungen, aus denen ihnen das zielsichere 
Feuer ungebrochener Truppen entgegenschlug. Die Deutschen hatten in der 
Linie Miawa—Dobft—Szumsk—-Jednorozec Front gemacht. 
Da kam Plehwes Verfolgung zwischen der Wkra und dem Orzyc mit 
einem Ruck zum Stehen. Die Kämpfe gerieten fest. Der Versuch, War¬ 
schaus Nordflanke einzureihen, war gescheitert. 
General v. Gallwitz mußte sich mit einem kargeren Erfolg bescheiden. 
Er hatte die rechte Flanke der m der Winterschlacht bei Augustow und 
Suwalki um den Sieg kämpfenden Armeen durch seinen kühnen Vormarsch 
auf den Narew gedeckt und eine russische Armee auf sich gezogen, die ihn 
nach der Erstürmung von Prasznysz zum Ausweichen zwang und mit 
Vernichtung bedrohte. Am 1. März klirrte die Wage ins Gleichgewicht. 
Nikolais Befehl, auf Soldau—Chorzele—Willenberg durchzubrechen, war 
leichter gegeben als vollführt. Gallwitz focht trotz der Verluste, die er bei 
Prasznysz erlitten hatte, mit der alten Kraft. Er verzichtete nicht einmal 
darauf, Gegenstöße zu führen, und ließ das winterliche Glacis der Narew- 
front zwischen Weichsel und Orzyc und am Omulew durch ferne Streif, 
scharen peinlich überwachen. Da die Landschaft zwischen dem Njemenknie 
und der Weichsel um diese Zeit von der „Rasputiza" befallen wurde, 
quollen alle Sümpfe über. Weg und Steg versank, die Schützengräben 
ertranken und die Gegner wurden zur Bewegungslosigkeit verurteilt. 
General Plehwe, der allmählich nicht weniger als sieben Korps und 
vier Kavalleriedivisionen am Narew versammelt hatte, griff trotzdem un¬ 
ermüdlich an. Die heftigsten Kämpfe wüteten zwischen Wkra und Orzyc, 
wo die deutsche Front am verwundbarsten war und Mlawa lockte. Erst als 
Gallwitzens linker Flügel verstärkt wurde und links von ihm General v. Scholtz 
mit stärkeren Kräften in den Riß trat, erschien die Südflanke Ostpreußens 
jeder Gefährdung entrückt.
	        
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