Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Dritter Band. (3 ; 1919)

Der Kampf um Prasznysz 
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Unterdessen entwickelte sich Plehwes Entsatzarmee, zwei Korps und 
drei Kavalleriedivisionen stark, in der Linie Krasnosielc—Koloczkowo— 
Wola Wierzbowska zur Gegenumfaffung und zerrieb den Widerstand 
des deutschen Flankenschutzes. Gleichzeitig rückte das von Ciechanow 
her verstärkte Zentrum auf Lysakowo, nordwestlich Wola Wierzbowska, 
um Prasznysz von der Verbindung mit Mlawa abzuschneiden und die 
Amgehung des »erkämpften deutschen Armeeflügels zur Einkreisung zu 
gestalten. 
Es war ein verzweifeltes Fechten. Entweder brachen die Deutschen 
binnen wenigen Stunden den Widerstand in Prasznysz, rafften die ein¬ 
geschlossene Division gefangen hinweg und entzogen sich der Gegenum¬ 
fassung durch einen raschen Rückzug, oder Plehwe schloß sie mit Übermacht 
ein und verwandelte den taktischen Erfolg in eine vernichtende Niederlage. 
Der Deutsche gewann den Preis. 
Am Abend des 24. Februar zerbrach der Widerstand des bestürmten 
Prasznysz; ostpreußische Regimenter eroberten die Stadt, ehe es der Ent¬ 
satzarmee gelungen war, die Gegenumfassung durchzuführen. Die ein¬ 
gekesselten Russen streckten, noch 10000 Mann stark, die Waffen. Es war 
die höchste Zeit, denn schon wich der deutsche Flankenschutz, aus schweren 
Wunden blutend, von Krasnosielc und Gostkowo auf Prasznysz. Gallwitz 
befahl den Rückzug, dessen Deckung die 76. Reservedivision übernahm. Am 
Abend des 25. Februar rückten die Deutschen nach Norden ab und ent¬ 
führten Gefangene und Gerät. 
Plehwe war außer sich, daß ihm der Fang entging, und drängte rück¬ 
sichtslos nach. Zwei Korps warfen sich auf die abziehenden Divisionen, 
die sich des ergrimmten Feindes mühsam erwehrten. Die 76. Reserve¬ 
division grub sich im feindlichen Feuer auf den Äugeln von Wola Wierzbowska 
und Prasznysz ein und schlug die russischen Massenangriffe mit Kugel und 
Bajonett zurück, bis der linke Flügel der Umklammerung entronnen war. 
Sie selbst erlitt dabei blutige Verluste und wich in Staffeln und unter 
unaufhörlichen Kämpfen nach Norden. Nachhuten verteidigten Prasznysz 
noch zwei Tage gegen die Verfolger. Am Abend des 26. Februar drang 
der Russe in Prasznysz ein, aber nicht hindurch. Er wurde noch 24 Stunden 
im Straßenkampf festgehalten und mußte sich Schritt für Schritt Bahn 
brechen, ehe er die nach Norden führenden Straßen gewinnen konnte. Erst 
am 27. Februar traten die letzten deutschen Bataillone den Rückzug an. 
Er führte mitten durch den Feind, denn die Straßen nach Mlawa und 
Chorzele, auf denen die Deutschen sich mühsam fortquälten, waren schon 
von Lysakowo und Drazdzewo her bedroht. Russische Panzerwagen 
brachen in die Nachhuten und Kosaken umschwärmten die erschöpften 
Marschkolonnen. Trotzdem gelang es Gallwitz, die letzten geschloffenen 
Bataillone seiner Nachhuten aus dem Getümmel zu retten. Sie ver-
	        
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