Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

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Anter den Lawinen. 
„Media vita in morte sumus.“ 
r haben versucht, die aus mehreren Lawinen zusammen⸗ 
geströmte ungeheuerliche Schneekruste zu durchloten. 
Dreizehneinhalb Meter ergab die Messung und der 
Zufall wird nicht gerade die tiefste Stelle den 
forschenden Stangen dargeboten haben. 
Die Gegend ist ganz verändert. Im Spätherbste war noch 
zwischen zwei schroff ansteigenden Hängen, deren Gipfelkämme 
die Schützengräben durchschneiden, eine felsige Rachel mit einzelnem 
Baumwuchs gewesen. An beiden Seiten waren Blockhütten hinauf—⸗ 
geklommen für die Reserven, Küchen und all das, was der nur 
wenige hundert Schritte entfernten Schwarmlinie oben Rückhalt 
gewährt. 
Unsere Vorsicht hat sich nicht auf einen milden Winter ver— 
lassen. Als wir die Verteidigung des wichtigen Frontabschnittes 
übernahmen, verlegten wir die bedrohtesten Unterkünfte. Hoch am 
Felsgewände klebten sie wie Vogelnester. 
Der Winter wurde schneereich und unwirsch. Während im 
Vorjahre, wie unsere Vorgänger zu berichten wußten, bloß eine 
einzige Lawine herabgeflossen war, sind in diesem Winter schon 
sechzehn tückische Lahnen über uns hergefallen, haben den breiten 
Zugangsriß in ein gleichmäßiges Schneefeld verwandelt und mit 
haushohen Massen die zum Glück meist schon verlassenen 
Siedlungen eingedrückt. Manches konnte wieder ausgeschaufelt 
und geborgen werden. Einiges mußte bestehen bleiben. Schnee— 
tunnele und ⸗stollen führen tief hinab zu den als Magazinsräume 
verwendeten Hütten, die acht bis fünfzehn Meter dicker Schnee 
überlagert. Es ist hier in weitem Umkreis ja kein Geviertmeter 
Boden, auf den man eine lawinensichere Menschenhausung getrost 
hinstellen dürfte. 
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