Volltext: Alpenkrieg

Einige Schüsse fallen in der Nähe. Die Zielfernrohrgewehre 
haben beim Feinde drüben wieder Opfer gefordert. Lauernde 
Augen hatten eine kleine Gruppe der sonst so überaus vorsichtigen 
Italiener erspäht. Orei sind getroffen ... Zwei humpeln zurück 
und werden dann von hastenden Genossen getragen. Den dritten 
lassen sie liegen . .. Ist er schon tot oder soll er, weidwund ge— 
schossen, hilflos verbluten und verröcheln? ... Möglich wäre es, 
wenn man an die von ihren „conpatrioti“ im Stich gelassenen 
welschen Opfer des Monte Cimone denkt. — 
Stunde um Stunde verrinnt. Unbeweglich liegt der getroffene 
Italiener hinterm Stacheldraht. Leise beginnt es zu schneien. 
Langsam wächst die Schneeschicht über dem gefallenen feindlichen 
Posten. 
Alle Gräben, Gänge und Stollen sind durchlaufen, des 
Gegners Stellungen mit dem Fernglase abgesucht. Die Erkundung 
ist zu Ende. 
Im Hüttenstübchen des Hauptmannes ist es warm und be— 
haglich. Nach getaner Arbeit mundet das Mahl doppelt so gut. 
Der Hauptmann sitzt auf dem Bette und hat den Suppenteller 
auf dem „Nachtkastl“ stehen. Ich genieße die Wohltat des ein— 
zigen Stuhles und speise an dem mit Dienststücken bedeckten 
Tischchen. Das Zimmer ist mit lichter Pappe ausgekleidet und 
an den Wänden hängen, von gespaltenen Astlein eingefaßt, nicht 
weniger als neun Lichtbilder der jungen Frau Hauptmann. So 
nimmt sich jeder von uns seinen Sonnenschein auf allen Kriegs— 
fahrten mit. J 
Ein anderer Kamerad begleitet mich ein Stück auf dem Rück— 
wege. Die Sonne ist im Scheiden. Blaßrot schimmern die höchsten 
Säume der Firnkämme. Ein duftiger, durchsichtiger, blauer Nebel— 
schleier überzieht das verschneite Hochtal mit der alten Römer— 
straße, den Wirtshausruinen und den schneevermummten Stütz- 
punkten. 
Dann noch ein kurzer Besuch beim Oberstleutnant. Nach der 
Zigarre und der Schale schwarzen Kaffees allein mit der Ordon—
	        
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