Volltext: Alpenkrieg

dumpfes Krachen und rollendes Gepolter... Die Welschen 
schleudern Minen gegen uns herab, um Lawinen loszusprengen, 
die uns verderben sollen. Sie haben es von uns gelernt. 
Der Feind sinnt auf Rache. 
Kleine Stoßgruppen zweier Kärntner Bataillone („Kheven— 
hüller“ und Jäger) waren in der Nacht, ehe der große Schnee— 
fall eintrat, in kühnen, gewaltsamen Erkundungen in die festungs— 
artigen, betonierten Schützengräben der Italiener eingedrungen 
und mit Gefangenen und Beute zurückgekehrt. Gegenseitiger leiden⸗ 
schaftlicher Haß hatte im Felsenhorst des Gegners erbittert ge— 
rungen. Zwei welsche Offiziere stach der eine Fähnrich nieder. 
Dolche, Schlagringe und Morgensterne fielen Feindesleiber an. 
Geschützfeuer überhellte schneeschimmernde Triften, das breite 
Heulen der Granaten brach sich in vielfachem, grausem Widerhall 
an den Wänden.— 
And jetzt lodert des Feindes Wut und rüstet sich zur Rache. 
Aber es schneit und schneit. I 
Der Welsche muß sich begnügen, aus eingespannten Gewehren 
nervös durch den wolkigen Flockenflor zu schießen und mit Minen— 
werfern den weißen Naturgewalten nachzuhelfen. 
Einen einzigen Vorteil hat das dichte Schneegeriesel. Die 
Sicht ist unmöglich und so können Ablösungen noch bei Tage 
vollzogen werden, kann der Kompagnietrain früher einlangen. 
Sieh! Da stapfen sie herauf durch hemmenden Schnee die 
braven Tragtiere mit zeltblattgedeckten Lasten auf ihren geduldigen 
Rücken, Pferde ziehen Schlitten und bringen alles, was uns not— 
tut. Dicht lagert der Schnee auf den Tieren, feucht dampfen ihre 
Haare. 
Weich und weiß ist die wachsende Schneemass. 
Wir waten bis zu den Hüften, bis zur Brust in dem zähen 
Flocken meer. Die Leute haben die langen, roten Lawinenschnüre 
um den Leib geschlungen und schleifen sie nach. Abstand muß 
geh alten werden, damit das Unheil nicht zu viele mit einem Hieb 
anpackt. 
Da ist eine harmlose kleine Waldlichtung. Ein kurzes Sausen 
und Krachen. Der eine hat sich noch rasch an einen Baum fest— 
gekl ammert, den anderen schmettert die Staublawine tief hinab 
ins Gehölz, daß ihm Hören und Sehen vergeht. Bald ist er aus 
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