Volltext: Alpenkrieg

So vergingen die ersten Schuljahre. Er war immer einer der 
Ersten und wurde Ministrant. Im Winter mußte das schwache Büb— 
lein schon in aller Frühe hinaus in den Schnee, ein kleines Laternlein 
in der Hand. So ging er zur Rorate ins Stephaniespital oder ins 
Bürg erspital oder wohl gar ins Ruprechter Kirchlein, alle drei außer— 
halb der Stadt gelegen. Am Ende des Monats kam er strahlend vor 
Freude mit seinem sauer verdienten Gelde und gab es seinem Mütterlein. 
Als Franzl zwölf Jahre alt war, kam sein Vater nach Aussee. 
Franz war auch dort einer der besten Schüler und durfte wieder 
Kirchen dienste tun. Auch zu Hause half er seinem Mutterl bei allen 
Arbeiten; kochen konnte er fast alles und selbst beim Waschen half 
er mit. Am liebsten aber ging er über Berge und Hügel und suchte 
Beeren und Blumen. Jede Pflanze kannte er mit Namen, wußte, ob 
sie nützlich sei oder schädlich, und legte ein schönes Herbarium an. 
Nun hieß es: was soll unser Bub werden? Der Vater fragte 
ihn, wozu er Lust habe. „Geistlicher möcht' ich wohl werden.“ Die 
Mutter fuhr mit ihm nach Graz zum Direktor des Seminars. Franz 
be stand die Prüfung mit Vorzug, konnte aber, weil er eine Augen⸗ 
entzündung bekam, nicht aufgenommen werden. Im September fuhr 
Vater mit ihm nach Leoben. Dort maͤchte er — seine Augen waren 
inzwischen ziemlich gut geworden — wieder eine Aufnahmsprüfung und 
ward ohneweiters aufgenommen. Seine Eltern mußten dort nur für 
Bett, Frühstück und Nachtmahl sorgen, das Mittagmahl bekam er bei 
sieben Familien. VÜberall hatten sie den blassen Knaben mit den blauen 
Augen gern und beschenkten ihn reichlich. J I I 
Ein Jahr blieb er in Leoben und brachte zum Schluß Vorzugs⸗ 
zeugnis und Prämienbuch mit. Das zweite Jahr wurde er ohne An— 
stand ins Seminar aufgenommen, blieb acht Jahre darin und war 
immer der Erste. Nebenher gab er Stunden. Als Lieblingszeitvertreib 
photographierte er, ein Kaplan von der Pfarre hatte ihm seinen 
Apparat geliehen. Dieser schöne Sport trug ihm überdies ein paar 
Kronen ein.
	        
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