Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Zweiter Band. (2, 1917)

Der Plan der Verbündeten 
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einem rasch nachdrängenden Gegner unterbunden zu werden, da der Russe 
im weglosen Lande nicht vom Fleck kam. 
Ein solcher Flankenstoß mußte von einer Ausfallstellung ausgehen, die 
unmittelbar in die verwundbare feindliche Weiche führte und trotzdem so zentral 
gelegen war, daß die Truppen rasch und ungestört versammelt und in Be¬ 
wegung gesetzt werden konnten. Als vorbestimmte Ausfallstellung erschien der 
Raum Thorn. Generalfeldmarschall GrafMoltke hat die Bedeutung Thorns 
als Flankenstellung dieser Art schon in den fünfziger Jahren des neunzehnten 
Jahrhunderts hervorgehoben. Lindenburg faßte die Ausstellung der 9. Armee 
zwischen Posen und Thorn ins Auge und wies ihr den Raum zwischen 
Weichsel und Warta zum Angriff auf die Nordflanke der großen Armee, 
die der Großfürst selbst gegen die Linie Posen—Krakau heranführte. 
Während die russische Lauptarmeegruppe langsam und schwerfällig vor¬ 
rückte, erfolgte die Neuordnung der verbündeten Streitkräfte zur Durch¬ 
führung des neuen Operationsplanes. 
Danach bildeten die Streitkräfte, die den Verbündeten zur Verfügung 
standen, um den gewaltigen Andrang zu brechen, auf dem Papier eine weit¬ 
klafternde Schlachtordnung, deren rechter Flügelstützpunkt auf den Karpathen, 
deren linker an den masurischen Seen lag, während die Lauptfront zwischen 
Thorn und Krakau ausgespannt war. Es wurde Mitte November, bis die 
wirkliche Aufstellung des rechten Flügels dem Plan entsprach. Am rechten 
Flügel stand das k.u.k. Nordheer. Es hütete die Karpathen und die Mährische 
Senke und mußte zwischen Krakau und Czenstochau mit deutschen Kräften 
verflochten werden. Lindenburg ließ zu diesem Zweck fünf Divisionen an der 
Warta stehen, die unter dem Oberbefehl des Generals v.Woyrsch in der Linie 
Zarki—Czenstochau—Popow Aufstellung nahmen. Das Garde-Reservekorps 
und das Korps Fromme! wurden aufgelöst. Die 1. Garde-Reservediviflon 
trat an Woyrschs rechten Flügel, die 3. Gardedivision rückte nach Thorn ab. 
Neben der 1. Gardereservedivision nahm die Division Bredow Aufstellung. 
In der Mitte pflanzte sich Woyrschs Landwehrkorps auf. Am linken Flügel 
des Korps Woyrsch nahm die 35. Reservedivision ihren Platz. General 
v. Woyrsch bildete bei Czenstochau den ruhenden Pol der großen Schlacht¬ 
ordnung, die vom 6. bis 15. November in Gestalt schoß. 
Die Neuordnung des österreichisch-ungarischen Leeres 
Die Österreicher, die am 6. November noch an der Nida, an der Wifloka, 
am Strwiaz und am Dnjestr standen, hatten weite und schlechte Wege zurück¬ 
zulegen, um sich an Woyrschs rechter und linker Schulter zur Entscheidungs¬ 
schlacht aufzustellen, in der um das Schicksal Osterreich-Angarns und Deutsch¬ 
lands gewürfelt werden sollte.
	        
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