Volltext: Antwerpen 1914 [3] (Band 3/1925)

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Antwerpen 1914. 
hafte Haltung an. Die Front war zu dünn besetzt, die Augen 
waren zu sehr nach vorn gerichtet, als daß man an eine Rücken- 
deckung hätte denken können. Als eines Tages die Gerüchte aus 
Brüssel einen allzu bedenklichen Charakter annahmen, wurde dem 
Bürgermeister in einem Schreiben erklärt, daß auf der Höhe 
südlich Grimberghen die schweren Feldhaubitzen nunmehr nach 
Brüssel gerichtet seien und sofort in die Stadt hineindonnern 
würden, falls die Bevölkerung sich nicht ruhig verhalte. Dies 
machte sichtlichen Eindruck. 
Beselers Truppen hatten kaum Zeit gefunden, ihre Stellung 
hinreichend zu verstärken, als am 25.August der erste Ausfall 
der belgischen Armee aus Antwerpen mit weit überlegenen Kräften 
erfolgte. 
Am gleichen Tage hatte sich auf dem rechten Flügel der 
Kampffront der deutschen Heere die gewaltige Schlacht entschieden, 
die von Möns bis in die Gegend nordöstlich Verdun hinab bei 
der 1. bis 5.Armee gewütet hatte*). Engländer und Franzosen 
waren zum Rückzüge gezwungen worden. Es lag nahe, daß der 
belgische Bundesgenosse, aus seinen Schutzwällen vorbrechend, 
Entlastung zu bringen suchte. Gleichzeitig bot sich ihm Gelegenheit, 
das III. Reserve-Korps zu vertreiben, bevor es sich südlich Ant- 
werpen fest eingenistet hatte. Das Wagnis erschien gering, denn 
das belgische Oberkommando nahm alle anderen deutschen Kräfte 
für zu weit entfernt an, als daß ihr Eingreifen bei Antwerpen 
hätte in Frage kommen können. 
Der Stoß traf mit Wucht am 25.vor allem unseren schwachen 
rechten Flügel und umfaßte ihn an der Löwener Straße. Die 
Lage gestaltete sich vorübergehend recht kritisch. Schon brach in 
Löwen der Aufstand aus, als zufällig die ersten Schleswig-Hol- 
steiner (IX. Reserve-Korps) eintrafen, die, vom Küstenschutz an 
") Wir sind gewohnt, diese große Schlacht nach den Einzelschlachten der 
Armeen: Möns (1. Armee, 23.—24. 8.), Namur—Charleroi (2. Armee, 23.— 
24. 8.), Dinant (3. Armee, 23.-24. 8.), NeufchSteau (4. Armee, 22.-23. 8.), 
Longwy (5. Armee, 22.-25. 8.) zu benennen. Die Geschichte wird sie rück- 
schauend als die erste gewaltige Einheitsschlacht des Weltkrieges bezeichnen 
müssen, der nach Teilkämpfen dann die Marneschlacht folgt, für welche dic von 
den Franzosen gegebene allgemeine Bezeichnung gebräuchlich geworden ist.
	        
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