Volltext: Antwerpen 1914 [3] (Band 3/1925)

Die Lage auf dem deutschen rechten Keeresflügel. 
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oder gar Belagerung der großen Schelde-Festung zu. dieser Zeit 
natürlich nicht zu denken war. Dazu fehlte es an den erforder- 
lichen Kräften. Die Belagerungsartillerie lag damals noch vor 
Namur und dann vor Maubeuge fest. Den der Entscheidungs- 
Macht enlgegengehenden Armeen durfte vorläufig kein einziger 
Mann genommen werden. 
Ob man später zur Einnahme von Antwerpen würde schreiten 
können oder müssen, ließ sich noch nicht übersehen. Zunächst kam 
es in dieser Lage daraus an, mit möglichst wenig Kräften Flanke 
und Rücken des rechten deutschen Heeresflügels zu decken und die 
Festung zu beobachten. Die Oberste Heeresleitung betraute General 
v. B e s e l e r und sein III. Reserve-Korps (Anlage 1) mit dieser 
Aufgabe. Das Korps, zusammengesetzt aus märkischen Reserve- 
Regimentern, hatte auf dem äußersten rechten Heeresflügel hinter 
dem II. Armeekorps bei Lixhe, nördlich Lüttich, die Maas über- 
schritten und war über Bilsen, Hasselt, Diest, Aerschot bis nördlich 
Brüssel marschiert. Hier wurde es angehalten. Für die kämpf- 
lustigen Brandenburger eine unerwünschte Atempause! Sie hatten 
gehofft, endlich auch an den Feind heranzukommen und an der 
entscheidenden Schlacht, zu der es ja bald kommen mußte, teilzu- 
nehmen. Es wurde anders befohlen. So hieß es sich gedulden. 
Vom 23. ab stand das Korps in der Linie Over de Baert— 
Grimberghen bereit. Nach Osten hin hielt es außerdem die Dyle- 
und Demer-Brücken bis Aerschot besetzt. Auf dieser 18 Km breiten 
Front — für damalige Verhältnisse für ein Korps ungewöhnlich 
ausgedehnt — verfügte man nur über wenige schwere Geschütze 
und wußte überdies das recht unruhige Brüssel im Rücken dicht 
hinter sich. Die Bevölkerung der Hauptstadt hatte ihre Neugierde 
beim Durchmarsch der 1. Armee in kluger Zurückhaltung be- 
friedigt. Kaum waren abcr die dröhnenden Tritte unserer sieges¬ 
bewußten Feldgrauen verhallt, da erhob die Hydra ihr Haupt. 
Die Einwohner traten der schwachen Besatzung gegenüber höchst 
anmaßend auf und schienen nicht übel Lust zu haben, eine sizilia- 
nische Vesper zu veranstalten. In dichten Massen drängten sie sich 
sehr bald auch au die kleineren Formationen (Fernsprecher usw.) 
im Rücken des III. Reserve-Korps heran und nahmen eine zweifele
	        
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