Volltext: Antwerpen 1914 [3] (Band 3/1925)

Die Kapitulation. 
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lag über dem Häusermeer, da die Beleuchtung versagte. Im Feuer- 
schein der brennenden Öltanks und der von der abgezogenen Be- 
satzung im Hafen in Brand gesteckten Schiffe aber ragte der weiße 
Turm von Antwerpens ehrwürdiger Kathedrale gegen den nacht- 
lichen Himmel empor — ein Bild, wie der General sich ausdrückte, 
„eines Menzel und eines Rembrandt zugleich würdig". 
Von einem feierlichen Einzug der gesamten siegreichen 
Truppen, die die Hauptlast des Kampfes getragen hatten, mußte 
leider Abstand genommen werden, die taktischen Forderungen 
standen noch im Vordergrunde, vor allem die Besetzung aller Forts. 
Am 10. Oktober morgens erschien der Generalstabschef des 
bisherigen belgischen Gouverneurs im Rathaus und bat den Bot- 
schaftsrat v. d. L a n ck e n um die Bedingungen, unter denen die 
Festung kapitulieren könne. Dieser erklärte ihm jedoch, daß die 
Bedingungen bereits festgesetzt und in Gültigkeit getreten seien. 
Nunmehr könne sich die Militärbehörde ihnen nur noch unter- 
werfen — auch nur, wenn sofort der schriftliche Befehl zur be- 
dingungslosen Ubergabe an die Fortskommandanten erginge. Der 
Generalstabschef unterzeichnete daraufhin, fertigte die Befehle aus, 
und die Forts ergaben sich — soweit es noch nicht geschehen war — 
im Laufe des 10. Oktober. 
Das Reserve-Jnfanterie-Regiment 8, dem die Besetzung der 
Werke auf dem linken Scheldeufer zufiel, mußte mit Hilfe der 
Marine auf Fähren übergesetzt werden, da sich eine so schnelle 
Wiederherstellung der gesprengten Brücken unmöglich erwies. 
Auf dem nördlichsten der Forts, dem Fort Ste. Marie, fand 
man am Nachmittag des 10. Oktober den Gouverneur der Festung, 
General d e G u i s e, den Mann, der — wie erwiesen — befohlen 
hatte, auf jeden Parlamentär zu schießen, derselbe, der bei An- 
kündigung des Bombardements dem spanischen Militärattache her- 
ablassend geantwortet hatte, er übernähme die Verantwortung 
dafür! Er wurde zunächst nach dem Korps-Hauptquartier Thil- 
donck überführt und nicht weiter beachtet. 
Der 6. Reserve-Division war es aber möglich, ihren Truppen 
die Freude und den erhebenden Eindruck des feierlichen Einzuges 
zu bereiten, und sie auch wirklich an das Ziel zu führen, das zu
	        
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