Volltext: Douaumont [1] (Band 1/1925)

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der jetzt schon stark mitgenommenen Truppe ging. Von Trichter zu 
Trichter mußten die arbeitenden Trupps flüchten vor den Ein- 
schlagen der Granaten. Und wenn sie gegen Morgen abzogen, 
dann trugen sie ihre Verwundeten mit nach rückwärts, und er- 
reicht war buchstäblich nichts. Den Tag über lagen sie dann in den 
Schluchten in Erdlöchern und lächerlich schwachen Stollen nörd- 
lich des Forts, schützten sich so gut es ging gegen die Feuerüber- 
fälle, nähten ein paar Knöpfe an, rissen ab und zu einen Witz und 
erzählten sich etwas von daheim. Und wenn die französischen 
Flieger kamen, zogen sie die Erddecke über die Ohren und schimpften. 
Vom 18. Mai ab verging jedoch Schimpfen und Witzereißen. 
Und wenn es für die Bereitschaftsbataillone in der Hassoul- und 
Brüleschlucht eine ernste Sache war, so war es für die zwei 
Bataillone südlich und südwestlich Douaumont die Hölle. Gegen 
Nachmittag begann sich das bisher stets von Pausen unterbrochene 
Strichfeuer der feindlichen Artillerie wie eine Wolke von Eisen und 
Rauch auf die vordere Linie zu legen. Nicht das Nächstliegende 
mehr war zu erkennen. Nur ab und zu sah man, wenn sich die 
Schwaden etwas verzogen, rückwärts auf dem Fort haushohe 
Qualmfontänen aufsteigen. Die Nacht brachte keine Unterbrechung. 
An Stellungsbauten war nicht mehr zu denken. An Trichter und 
Grabenstücke geklammert lagen die Kompagnien fast schutzlos dem 
Feuer ausgeliefert. 
Am frühen Morgen des 19. Mai blies der Franzose dicke träge 
weiße Chlorwolken über die deutschen Linien bis an das Fort 
heran. Ein Gemisch von Gas- und Brisanzgranaten erhöhte die 
Verwirrung. Die Zahl der Erkrankungen stieg, die Gasmasken 
verschmutzten oder wurden zertrümmert. Die Verpflegung 
blieb aus. 
Am Mittag verdichtete sich das französische Artilleriefeuer zu 
unerhörter Heftigkeit. Das war kein Schießen mehr, das war ein 
scheußlich lärmendes Niederrauschen und Durcheinanderwirbeln von 
platzendem Eisen, ein wildes Umwühlen des zernarbten Bodens, als 
führen knirschende Rissenpflugscharen ab und zu und zermahlten, 
was da lag und sich anklammerte und nach vorwärts starrte. Nach 
ein paar Stunden war von einer ersten Linie keine Rede mehr. 
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