Volltext: Douaumont [1] (Band 1/1925)

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Gang des Forts zusammenzutragen und diesen durch Ziehen einer 
Mauer in eine Totengruft zu wandeln. . . . 
* ♦ * 
Wer im Sommer 1916 vom großen Straßenkreuz nordwestlich 
Azannes über die ewig verschlammte und gänzlich zerfahrene 
Straße zum Cap de bon esperance im Südwesten der Dorftrümmer 
hinauf ritt, der zog die Trense des Gauls an und lenkte den Blick 
nach links und ward ernst. Und so oft ihn sein Weg aufs neue 
vorüberführte, tat er das gleiche. Einsam hob der zerschossene 
Kirchturm seine Mauerreste vor dem Grau des Verduner Himmels 
auf. Aus seinen Luken sahen die Raben ungerührt herab auf den 
Soldatenfriedhof und knarrten zufrieden mit den Schnäbeln. Und 
ab und zu wehte einer mit dunklem Flügelschlag über die nackten 
Kreuze hinweg und schrie einen schrillen Laut. 
Reiter, halte an! 
Im Februar dröhnte dies Feld vor der Kirche vom Krach der 
Minenwerfer und Handgranaten wider, als die Deutschen aus ihren 
Gräben stiegen. Da ward hier das erste Grab ausgehoben. Die 
Schlacht zog weiter und brandete über den starrenden Douaumont. 
Die Toten kehrten zurück und versammelten sich hier neben der 
sterbenden Kirche. Und die Raben hielten die Totenwacht über den 
Kreuzreihen. Hier fanden sich ein, die am Rande des Herbebois 
im Sperrfeuer ins Gras beißen mußten. Zu ihnen gesellten sich 
die aus der Ornesfchlucht, die Stürmer von Bezonvaux, von der 
Chambrettes-Ferme und die durch die Hassoulschlucht hinauf über 
das Rordglacis des Douaumont stürmend getroffen wurden. Ihre 
Zahl mehrten täglich die Züge derer, die mit matter Hoffnung bis 
zum Verbandplatz sich geschleppt und unter dem Operationsmesser 
wimmernd ihr Leben gelassen haben. Wer hat die Kreuze gezählt 
um die Kirche? Ein Jahr ist vorübergegangen und jeder neue Tag 
hat seine Toten hier abgeladen.
	        
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