Volltext: Douaumont [1] (Band 1/1925)

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Eisen und tote Masse. Warum? Was hat das Ganze davon, daß 
du hier totgeschlagen wirst? Bist du ein Opfer zur Erreichung eines 
großen Zweckes? Bist du ein Winkelried, der mit beiden Armen die 
feindlichen Speere in seine Brust drückte, um den Brüdern Bahn zu 
schaffen? Spürst du im Sterben noch den fernen lichten Glanz des 
Preises, für den du geopfert wirst? Nichts von alledem. Weil du 
eine Viertelstunde zu spät aufgebrochen bist, weil du ausnahmsweise 
den direkten Weg gegangen bist, statt den weniger beschossenen Um- 
weg zu machen. Weil es dem Batterieführer drüben in der fran- 
zöfifchen Batterie eingefallen ist, seinen Feuerüberfall gerade jetzt 
zu absolvieren. Vielleicht will er nachher mit ein paar Kameraden 
Skat spielen. . . 
Wie wolltest du das ertragen, wenn das dumpfe Gefühl, deinem 
Schicksal zu gehorchen, dir nicht beistünde? Woher solltest du 
hundertmal die Kraft zur bewußten Wiederholung nehmen, wenn 
du nicht ohne Besinnen und ohne Gegenwehr diesem Schicksal 
folgtest? . . . 
* * * 
Zwei andere Helfer noch hat es gegeben, eng verwandt mit- 
einander, doch in ihrer Wirkung völlig gegensätzlich: Erregung 
und Apathie. Sie haben beide gar nichts Grausames an sich. 
Im Gegenteil. Sie sind die milden Arme, in die das Schicksal uns 
nimmt, wenn unsere Natur versagt. Wenn wir über die Grenze 
des Lebens geraten sind und unbewußt im Zwischenfeld zwischen den 
Stellungen des Lebens und denen des Todes umherirren. Und nicht 
einmal das vermag zu erschrecken, daß es hundertmal keine Rück- 
kehr mehr gab zu den Stellungen des Lebens . . . 
Ja, gerade aus der Vermischung beider, der Erregung und der 
Apathie, mag wohl das Gefühl des Schicksals stammen, weil beide als 
undeutlich empfundenes, die Gedanken löschendes, und automatisch 
Angst und Not ablösendes Hinuntergleiten an der Grenze des Be- 
wußtseins stehen. Die Apathie ist die zusammengebrochene, über- 
spannte Erregung, die mit Selbstverständlichkeit einsetzt, wenn die 
erregenden Momente über die seelische Fassungskraft hinaus an¬
	        
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